Hauptmenü
Wolfram Malte Fues
Über Lyrik. Eine Beobachtung
Wie reden 30-
Häufig ist die Rede von der Semantik, von Wortsinn, Wortgebrauch, Wortfeld, von den Kriterien, die über die Auswahl entscheiden (sollen/müssen). Seltenheit, Mehrdeutigkeit, die grössere oder geringere Freiheit und Reichweite der Bedeutungs-
Häufig ist die Rede von der Metaphorik, dem Ort und dem Rang ihrer Herkunft, ihrem ästhetischen Wert, ihrer Konsistenz und ihrer Konsequenz. Vermeintliche Unschärfen oder gar Brüche werden aufmerksam beobachtet und nachdrücklich kritisiert.
Häufig ist die Rede von der Musikalität eines Textes, der klanglichen und/oder melodiösen Qualität seiner Prosodie. Sie gilt als Kategorie, die den Gesamt-
Selten ist die Rede von technischen Belangen. Metrik, Reimformen, Strophenbau, Zeilenfall, Alliteration, Assonanz sowie das Arsenal der Tropen beschäftigen diese Rede wenig bis gar nicht. Sie scheint die rhetorischen Grundlagen des Poetischen für unmassgeblich zu halten.
Nie ist die Rede von der Epochalität eines Gedichts, seinen literaturgeschichtlichen Bezügen, seinem Umgang oder Nicht-
Nie ist die Rede vom politischen und sozialen Kontext, in dem jeder literarische Text a priori steht, insofern er sich als veröffentlichter an eine wie immer geartete Öffentlichkeit richtet. Die Subjekte, die diese Rede führen, scheinen auf einer einsamen Insel zu wohnen, wo 30-
Woran erinnert mich das alles? „In der Vorerkenntnis des ersten Gefühls und in dem Nachweis, dass es stimmt, erfüllt sich der hermeneutische Zirkel der Interpretation […] Hat mein Gefühl mich nicht getäuscht, so wird mir bei jedem Schritt, den ich tue, das Glück der Zustimmung zuteil […] Jeder Wahrnehmung winkt eine andere zu.“ (Emil Staiger) Werkimmanenz hiess das seinerzeit. In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Basel, im November 2014