Klaus Vieweg: Hegels Ästhetik der Malerei
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Jan Kuhlbrodt:
Klaus Vieweg: Hegels Ästhetik der
Malerei. Die niederländische Landschafts- und Genremalerei des 17.
Jahrhunderts. Hamburg (Felix Meiner Verlag) 2025. 152 S. 22,90 Euro.
Hegel und die Malerei
2020 erschien Viewegs voluminöse
Hegelbiografie; „Der Philosoph der Freiheit,“. Sie zeigt einen diesseitigen
Philosophen mit einem durchaus intensiven Weltkontakt. Wahrnehmungs-bereit und aufnahmebegierig.
Ich hatte die Besprechung des Buches damit beendet: Marx
habe Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt, merkt Lenin irgendwo an, aber es ist
eine große Freude, auf dem Kopf zu gehen. Und die sollte man sich nicht nehmen
lassen. Wie um diesen Aufruf zu bestärken, legt Vieweg in diesem Jahr
nun bei Meiner die Studie „Hegels Ästhetik der Malerei“ nach.
Spezifisch und weniger voluminös
natürlich, aber um nichts weniger erhellend. Unter anderem stellt er Hegels
Bedeutung für die im neunzehnten Jahrhundert entstehende Disziplin der
Kunstgeschichte heraus: die „Überwindung des antiken Klassizismus im Gefolge
von Wickelmann und des christlichen Romantizismus vom Typus Friedrich Schlegel
in den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts.“
Ausschlaggebend war für Hegel wohl
die Begegnung mit der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts, die
in verschiedenen privaten Sammlungen stattgefunden hat, unter anderem und vor
allem in der Schönbornschen Gemäldegalerie auf Schloss Weißenstein in
Pommersfelden. Die sowohl Wackenroder als auch Hegel besichtigten. Während aber
Wackenroder mit Blick auf eine Madonnen-darstellung im Religiösen verhaftet,
sieht Hegel hier Kunst in der Landschafts- und Genremalerei aus dem religiösen
Kontext zur Autonomie befreit.
Und Hegel entdeckt den Humor in der
Kunst:

„Das Komische verlangt
Selbstironisierung, nicht nur die Torheit der Welt und der Menschen sollen
verlacht werden, sondern auch das eigene Ich, die Ironie des eigenen Daseins,
sonst droht die Vertiefung in die gehaltlose Subjektivität, in Selbstüberhebung.
Tugendeifer ...“
Die Lektüre des Büchleins jedenfalls
hat meinen Blick auf Genremalerei gründlich verändert. Am Bildteil konnte ich
das überprüfen.