Jan Skudlarek: Woyzeck - 34 Gedichte, Teil 3
Jan Skudlarek
Woyzeck - 34 Gedichte
Teil 3
der heiland schwindelt freundlich
ein unteroffizier taucht an der haustür auf. lederne hände
prügeln mich in den abgrund
die nase zerbrochen, dazu noch andres. im lazarett gibt es
muscheln, das drückt die moral
wir betasten mein drittes auge
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der doktor rast fort
sein pferd will ans wasser. ich bin noch zu haben, vielleicht als
andenken
oder auch sonst. habe etwas verstand. sogar ein geschlecht –
ein alter jungfer
freud hätte interessante dinge gefunden
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der musculus gravitationis und seine wirkung
schwermütig wird mir immer nach dem nachtessen, als ob ich
den tag hinauswerfe
zum fenster. mehr schlecht als recht. gegen zapfenstreich
glänze ich verstört
wenn man mich anredet. nicht erschrecken. (manchmal sitzt
unsereins im stuhl wie tot.)
leute, macht euch keine sorgen, sammelt kein geld
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einhalt, ihr lippen
der schneider, übrigens. von den füßen an recht abscheulich.
vornehme affen sind wir,
sündige weißbinder. sieht ja jeder ohne lupe! sechzig menschen
verschwinden in hellerleuchteten netzen
ich habe den ganzen sommer über rasiermesser gepißt
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es hat krabben geregnet
mir nichts, dir nichts auf die straße. kommt doch und gafft!
donnerwetter, die kinder sind erfreut
und wir küssen uns aus angst. hilfe gibt es nicht, das haben wir
begriffen
marie hat eine kuriose struktur
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die bestie hat mir geschrieben
wir haben uns wundgesehen an der sonne, pfui. wer am strom
herumdreht,
verdient eine zulage. also gehen marie und doktor freud baden,
sie wirft höchst stolz den kopf nach hinten
heftig zitternd. sie springen vom dach ins wasser, finden sich
lustig
sein schwanz, ihr loch
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wippend lachte sie auf
ich habe noch nie schlehen geflochten. jahre gehen ins land
und mein hals wird starr
es gibt ein glöcklein, das zweifelt manchmal an mir. doch wir
sind jetzt endlich zu drein
marie hat einen hirsch geboren
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allhier, der abgrund
herein, wenn es kein schneider. nur zu! natürlich ist es hier
finster,
ein eckchen wie kein andres. sapperment! mein kopf pfeift,
langsam
bin ich heruntergekommen. noch einen doppelten schnaps!
jeder tropfen eilt auf meine grüne zunge
schwester, meine stirn gehört abgewischt
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wir sind ausgerüstet mit ammonium
und immer die innere predigt. jawohl, mir geht so langsam der
raum aus, marie.
doch probier dich zu waschen, spöttisch. oder zum beispiel
deine hände in unschuld
und auch brav den schoß. ach, engelchen! meine ohren hängen
grotestk herunter
ein esel schnappt nach den sternen
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hier gibt es nix zu sehen
gewiß, unser papier erwacht. doktor freud zieht pulver durch
die nase
doch verdamme ihn niemand! soll er doch zur hilfe greifen.
ohne sie brüllt der doktor wie ein löw
apropos, mich frierts
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das kamisolchen rollt sich weiblicher
wenn ich im kopf des unteroffiziers nachseh, mit der lupe,
erschreckt es mich –
nicht umsonst. er reibt seine gesprungne schüssel. ohne wenn
und aber
wie gesagt, wir könnten uns ordentlich fortpflanzen