Jan Skudlarek: Woyzeck - 34 Gedichte, Teil 2
 
						
Jan Skudlarek
Woyzeck - 34 Gedichte
Teil 2
menschliche messer, sie blühn
die tote marie rasiert meinen bart.   hobelspäne.  die närrische
menage aus uns leuten
übergänge, meinetwegen. offene hemdlein und hände eiskalt.
geben sie uns das schriftlich
der hund blättert hinunter
(---)
diese schlingel hinter den spiegeln
ich tanze ordentlich drauflos, möchte abgeben von der heiligen
kost
und   noch   tugendhafter  in  den  kasernernhof   pissen.  heute  ist
der sommer höllenheiß
und der landkutscher schwitzt geheimnisvoll
(---)
nachwachsen
du  schwärmerischs  kind.   deine   kaltblütigkeit   verklärt   dein
verhalten
nachts hat mein gesicht weinen müssen. wahrlich, es ist zum
abgewöhnen
diese wand hat viel gehört
(---)
übrigens, mutter, meine gedanken erschrecken mich
marie ist eine musikalische kreatur. ihr pfeifen ist ausgeprägt.
melancholisch ist sie
ihrem  summen  unterworfen.  ich sage   wohin  bist  du   und  das
zimmer antwortet –
zeit für die revolution zu pferd. mit geld, blut, posaunen
(---)
dein puls vergeistert
ich habe dem schwabenland befohlen, den mond anzugreifen.
gejohle setzt ein,
weil    marie    verdammt    schön   ist.   vertraulich    greinen   der
professor und der hauptmann,
saufen bouteillen weg und fingern ihre bärte
(---)
ich habe die verwesung erfunden
hallo, fleisch. dein hurenatem riecht wie ein altweiberfurz.
nach vorn gelehnt hat ein herrgott,
der  nicht  hinabsieht,   dir die empfindung eingepflanzt.  ein
regenfaß voll blut,
beantwortet das deine fragen
(---)
aufgedunsen und ohne wehmut
im akkord brüllt  das herze  europas,   es kracht.   ich beschäme
mich
im schlaf läuft es an mir herunter. könnte ich gehenkt werden
oder mit kugeln
oder mit närrischen küssen. da haben wir die suppe, der prinz
weinete in sie hinein
(meine katze hat die schönsten hände.)
(---)
wieder bin ich unwissenschaftlich
ich   bin   es,   marie.   der igel,   den  sie  mit  dem  stock  prügeln.
zuweilen bin ich ein handwerksbursch
mit viehischen augen. sieh da, ein ringlein, marie. dein finger
soll hineinfallen
zur   nächsten   stund.   meine  seele  sammelt   göttliche  zöpfe,
häufig zittern die mädchen
ehebruch mit dir wäre schön
(---)
königin, wir werden euer haar um uns herumwickeln
ganz anders spricht die unsterbliche großmutter. wie ein kind
mit umgestürzter stimme
die  soldaten  untersuchen   meine  haare,   kriegen   nicht   genug.
ausgerüstet mit ein paar märchen
erscheint der unteroffizier wie ein weiblicher jesus
(---)
die neuntöter ziehn vorbei
die kammer eines studenten.   ich sehe ellenbogen,  kameraden,
die nachdenken –
sie untersuchen ihr gewissen. astronomische sünden lassen sie
schweigen,
über die welt hinaus schweigen.   einer geht hinunter zur bude,
die zunge liegt ihm im hals
das gras ist so dunkel geworden
(---)
den hut ins gesicht wie zum schlaf
ein toter mann verdient kein geld. ein mädchen weiß das schon
früh
der herr doktor zieht marie alle kleider herunter, beschäftigung
ist ihm wichtig
das   fieber  soll  bestand   haben,   um  himmels  willen. quasten
tanzen vorbei,
der gute herr hat blutwurst im atem
(---)
Zum Teil 3
 
 
