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Jan Kuhlbrodt: Beim Lesen von Schrotts "Erste Erde Epos"

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Jan Kuhlbrodt
Beim Lesen von Schrotts "Erste Erde Epos"



Es muss eine Zeit gegeben haben, da es keine Zeit gab.
Gibt es eine Sprache für das, was der Sprache vorausgeht, oder gibt es den Big Bang nur als sprachliches Ereignis; ist er sozusagen Gottes Wort für Wort?  

Schrott hingegen kommt ohne Gott aus, nicht aber ohne eine (seine?) Tochter. Der Dichter braucht ein Gegenüber, dem er berichtet.

Das unterscheidet ihn vom Wissenschaftler, dessen Gegenüber der wissenschsaftliche Gegenstand ist. Sprachlich konstituiert und konstruiert.

Der Gegenstand des Dichters aber ist die Sprache selbst.

Schrott ist Dichter.

Schrott bemüht sich um Objektivität. Und vielleicht ist  ja eben enes Bemühen das, wovon dieses Buch handelt. Denn Schrott testet vielfältige literarische Verfahren, vom Endreim bis zum grafischen Gedicht.

Das Paradoxe an Schrotts Poem ist, dass es sprachlich fasst oder fassen will, was der Sprache vorausging.

Hier vielleicht liegt das Problem der Naturwissenschaft allgemein. Sie ist gezwungen, ein Zeichensystem zu entwerfen, mit dem sie etwas fasst, dass außersprachlich zu sein vorgibt oder ist.

Ich mag mich in diesem Punkt nicht entscheiden. Aber wenn die Genesis in den Anfang das Wort setzt, hat sie zumindest den Punkt markiert, von dem aus sie kritisierbar und befragbar wird. Keine Kritik ohne Wort.

Der Kunst ist dieses Paradox kein Problem. Sie kann es feiern, muss es nicht überwinden.


Wie begegnet uns unser Nichtsein oder NOCH-Nichtsein? Als SIGNATUR im Seienden.


Es macht mir Spass in SCHROTTS Poem zu lesen, weil es Probleme, die es aufwirft, nicht löst. Zum Beispiel das vom sprachlichen Ausdruck eines Vorsprachlichen.


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