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Ausiàs March: Gedicht CXIV

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Ausiàs March: Gedicht CXIV
übertragen von Matthias Friedrich

         Retinga’m Déu en mon trist pensament,
puix que no em tol ço per què pas tristor,
en ella sent una tan gran dolçor,
per si e com altre delit no sent,
sens grat seré, si jamés la’m despull,
e, solament assaig d’ella eixir,
tan gran delit me sent d’ella venir
que no desig res fora mi ne vull.
         Tot quant jo pens e tot quant veu ,on ull,
tant com és bell e m’és portant delit,
de tant me trop jo pus adolorit,
car en mon cor bon delit no es recull.
Fet és de mi lo que es devia fer:
perdent amor, no vull que m’ajut Déu
en fer que el món me done res del seu,
puix not é res dispost a mon voler.
         Menys de ser trist, no em plau delit haver;
d’aquell ho dic ab la tristor mesclat,
car aquest és lo pus terrible estat
de tots aquells que es pot al món saber.
Jo perd açò que molt hom ha perdut
e m’en dolc més tant com d’amor los pas:
per massa amar jo em trop en aquest cas,
no havent àls preat ne conegut.
         Amor ha fet que en açò só vengut
que perd lo món per no poder amar
e pogra’s fer si pogués comportar
que amàs jo e que amor no m’ajut.
Tot fon ensems: veure mi no dispost
e lleixar me, de amor, totalment,
de què romanc en trist pensament
que la mort visiblement m’acost.
         Trist ab delit, la mort jo pendré tost
e ja en mi és perdut lo remei:
fort passió abasta a mudar llei
e fer d’acer e pedra cor compost.
Jo só aquest que en la mort delit prenc
puix que no tolc la causa per què em ve:
ma passió en tristor me deté
que no sent pus, en son temps, ni entenc.
         Mon mal no és tant com en altre en venc.
Jo l’he fet gran preant molt lo que perd,
car, vent-me ser de tota amor desert,
la terra em fall e al cel no m’estenc.
Mentre no pens, jo trop algun repos,
mas l’esperit meu tostemps està trist
per l’hàbit pres, que llong temps és que vist
d’un negre drap o celici molt gros.
         No em fa delit res pertanyent al cos,
puix l’experit no hi és participant.
Natura, en mi sàviament obrant,
vol que m’esforç e mon decret no hi pos.
E, ja del tot vençut per l’hàbit vell,
no prenc delit en res fora el costum:
pensant mos mals, tot lo temps hi consum,
essent-hi bé, puix me delit en ell.
         No trop en mi voler e menys consell
a desijar cosa alguna del món:
mos pensaments recollits dins mi són
per no pensar res que sia d’aquell.
Lo dia clar voldria fos escur,
udulaments e plors, en lloc de cants:
not é lo mon coses a mi bastants
a fer que dol per tostemps no m’atur.
         Per ignorar ve que l’hom se procur
grossos delits, no sabent quant se nou:
fora tot seny és qui sos comptes clou
que, perduts ells, del món se desnatur.
Açò és ver, mas tristor me té pres,
tant, que delit sent com tal me conec,
e sap fer tant que tot delit renec
ne puc sentir altre en senta jamés.
         Molts han jaquit lo món, sens perdre res,
mas per consell de llur bona raó,
e jo el jacqueixc: per falsa opinió,
pensant que perd lo món e tot quant és.
Mon foll pensar me disponc voler tal
que ha fet mi déu d’amor adorar
e jo, forçat de aquell apartar,
me par ser bo tot quant a tots és mal.
         Puix que lo món ne Déu a mi no val
a rellevar la causa d’on só trist,
a mi plau bé la tristor que jo vist:
delit hi sent mentre jo em trobe tal.
Així dispost, dolç me sembla l’amarg,
tant és en mi enfeccionat lo gust.
A temps he cor d’acer, de carn e fust.
Jo só aquest, que em dic Ausiàs March.
         A Déu suplic que el viure no m’allarg
o meta en mi aquest propòsit ferm
que, mon voler, envers Ell lo referm
perquè anant a Ell no trobe embarg.


         Gott soll mich fest in meiner Trübsal halten;
ich lasse nicht, was mich mit Trauer füllt.
Der Kummer strömt durch mich mit solcher Süße,
dass sonst nichts weiter Lust mir bringt;
versagte ich mir das, ich wäre taktlos,
und wenn ich sie, die Trauer, lassen will,
dann strömt sie mir entgegen voller Freude,
dass es mich nur nach ihr, nach ihr verlangt.
         Was ich auch denke und was ich auch fühle,
ganz gleich, wie schön und angenehm es ist,
es mehrt bloß meine großen, meine großen Schmerzen,
mein Herz ist nämlich frei von guter Lust.
Ich habe längst getan, was ich tun musste:
Die Liebe habe ich verloren, deshalb
soll Gott nicht helfen, dass die Welt mir helfe.
Seit langem ist mein Wille schon verbraucht.
         Ich will nicht traurig sein, erst recht nicht fröhlich;
ich sage dies mit Traurigkeit den anderen,
denn sie ist mir die schlimmste aller Launen,
die man auf dieser Erde kennen kann.
Ich misse, was schon viele vor mir missten:
Wie auch die Liebe schmerzt mich, es zu spüren.
Zu viel an Liebe brachte mich ins Abseits.
Ich schätzte, kannte sonst nichts anderes.
         Die Liebe war es, die mich hierher führte.
Die Welt verliere ich, denn lieben kann
ich nicht, und täte es, wenn ich das Lieben
ertrüge: Doch die Liebe hilft mir nicht.
So ist’s gekommen: Ich bin schwach, so schwach,
die Liebe kann ich nicht lassen ganz und ganz;
deshalb verharre ich in tiefster Trauer.
Ich sehe schon, wie nah der Tod mir rückt.
         Mit Freude traurig, erfüllt der Tod mich völlig;
Arzneien helfen mir schon längst nicht mehr.
So stark ist Leiden, dass es Regeln ändert.
Aus Eisen und aus Stein wird dann ein Herz.
Ich bin es, der am Tod Gefallen findet,
doch dulde nicht, weshalb er zu mir kommt:
Gefangen hält mein Leiden mich in Trauer.
Ich spüre, höre nichts, so lang sie bleibt.
         Mein Leiden übersteigt wohl alles Leiden.
Ich mehrte es; was fehlte, schätzte ich.
Die Liebe schwand; deshalb fehlt mir der Boden,
und bis zum Himmel strecke ich mich nicht.
Ich denke nichts mehr, und ich werde ruhig.
Mein Geist ist dennoch traurig alle Zeit.
So ist es immer: Aus Gewohnheit trägt er
ein Stoffstück, schwarz, vielleicht ein Bußgewand.
         Mir macht nichts Sinnliches mehr Freude,
mein Geist nimmt nicht an meinem Körper teil.
In mir wirkt weise die Natur; sie will, dass ich mich
bemühe, mit den Sinnen mich zu spüren.
Und mich, den das Gewohnte niederringt,
freut nichts, nur das, was ich schon kenne:
Ich hänge immer meinen Leiden nach.
Es geht mir gut damit, es macht mir Freude.
         Sonst will ich gar nichts haben, keinen Rat;
was ich mir von der Welt noch wünschen sollte:
Mein Denken, in mir selber eingepfercht,
ersinnt nichts, was die Welt ihm bieten könnte.
Der helle Tag soll dunkel sein für mich,
Gesang, nicht Weinen und Geheul, ist mir zuwider:
Was mir die Welt auch bietet, es reicht nicht,
dass mich der Schmerz nur einmal loslässt.
         Vergessen will der Mensch und sündhaft schwelgen,
doch weiß er nicht, dass ihm das Schaden zufügt.
Wer alle seine Vorsicht sausen lässt,
ist unvernünftig, von der Welt entfremdet.
Dies stimmt; doch Trauer hält mich fest,
sie bringt mich näher an die Freude,
und weiß, wie sie mir wieder Freude macht,
sodass mich sonst wohl nichts erheitert.
         Die Welt verließen viele ohne Not,
sie taten, was ihr Geist zu tun bestimmte,
und ich verlasse sie aus falschem Rat,
ich denke, ich verlöre alles auf der Erde.
Mein Denken irrt: Es brachte mich dazu,
die Liebe wie nur einen Gott zu ehren.
Und mir, vom rechten Pfad längst abgedrängt,
scheint gut, was andere für böse halten.
         Weil Gott und auch die Welt mir nicht den Grund
für meine Traurigkeit enthüllen können,
gefällt mir sehr die Trauer, die ich sah:
Wenn ich sie spüre, bin ich fröhlich
Mir scheint das Bittere, als sei es süß,
so sehr ist mein Geschmackssinn schon verdorben.
Mein Herz ist wechselweise Eisen, Fleisch und Holz,
mein erster Name ist Ausiàs, March mein zweiter.
         Ich bitte Gott, dass er mein Leben kürzt,
mir meinen unbeugsamen Vorsatz abnimmt,
dass er, wenn ich ihn suche, meine Liebe
zu ihm bestärkt, mich nicht alleine lässt.


Ausiàs March, um 1397 in Gandia oder in Valencia geboren, ging an den valencianischen Königshof und wurde dort 1419 zum Ritter geschlagen. Von 1420 bis 1424 nahm er an Feldzügen teil, die Alfons V. von Aragón im Mittelmeerraum führte, z.B. nach Korsika und Nordafrika. Der König ernannte ihn zum Falknermeister des valencianischen Königshofes. Ausiàs March starb am 3. März 1459 in Valencia.

Marchs Werk besteht aus 128 Gedichten mit insgesamt über 10.000 Versen, eingeteilt in "Die Lieder der Liebe", "Die Lieder des Todes" und "Das spirituelle Lied".


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