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Aloysius Bertrand: Das Lied der Maske

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Aloysius Bertrand
aus dem Fünften Buch "Spanien und Italien"
übersetzt von Werner Wanitschek

DAS LIED  DER  MASKE

                                                                  Venedig mit dem Maskengesicht.
                                                                                              Lord BYRON

Es ist keineswegs mit einer Kutte und dem Rosenkranz, es ist mit der Schellentrommel und dem Narrenkleid, daß ich das Leben wage, diese Pilgerfahrt zum Tod!

Unsre lärmende Schar ist zum Markusplatz hingerannt, vom Gasthof des Signor Arlecchino, der uns alle eingeladen hatte zu einem Schmaus aus Makkaroni mit Öl und Knoblauchpolenta.

Vereinigen wir unsere Hände, du, der sich, Eintagsmonarch, die Krone aus Goldpapier aufs Haupt setzt, und Ihr, seine wunderlichen Untertanen, die Ihr ihm ein Gefolge bildet mit Euren Mänteln aus tausend Flicken, mit Euren Flachsbärten und mit Euren Holzschwertern.

Vereinigen wir unsere Hände, um einen Reigen zu singen und zu tanzen, vom Inquisitor vergessen, beim zaubrischen Glanz der Feuersonnenräder dieser Nacht, die lustig ist wie der Tag.
Singen und tanzen wir, wir, die wir fröhlich sind, während diese Melancholischen den Kanal hinabgleiten auf der Bank der Gondolieros, und weinen, da sie die Sterne weinen sehn.

Tanzen und singen wir, wir, die wir nichts zu verlieren haben, und während hinterm Vorhang, wo sich die Langeweile ihrer geneigten Stirnen abzeichnet, unsere Patrizier mit einem Kartenwurf Paläste und Mätressen verspielen!


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