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Yu-Sheng Tsou: Aveśa

Montags=Text
Foto: Frank Milautzcki
Yu-Sheng Tsou:


Aveśa:
jemanden durchdringen und bewohnen,
somit in ihm sprechen und handeln

1)
— Eine Uigurin berichtete, „Die Fenster wurden durch Vorhänge bedeckt, aber es ist plausibel, dass all die Vehikel voll waren.”

Seine Hand ist nicht imstande, zu wissen, dass
deren eine Seite gerade
den Dingen entgegensetzt, Sekunde für Sekunde
hin, dass jegliches Ding gerade in die Szenerie
zurückkehrt, dass nur gelegentlich es
eine Ordnung im Fleisch gibt.
Die Hand liegt, sodass die Zahnmonde unter den Nägeln
wandern und beobachten. Ein pumpender Motor führt Kräfte
in sie:
leicht absteigende Erde, Täler, ein anschwellendes Meer,
Schatten zwischen den Falten: geeignet zum Wohnen. Eine Linie
des Sonnenlichts
streift den größten Nagel, somit explodieren viele Farben, als würde
eine Perlmuschel geöffnet,
aus deren Glanz kein Gesicht auftaucht. Wann wird
Das Gesicht herankommen? Wann wird Es
sie besitzen, somit sie hoch heben?

2)
— Paul Ricœur, „denn wir sehnen uns danach, wieder gerufen zu werden.”

Was ich begegnen werde, nachdem die täglich
verwendeten Schalen und Teller überquert worden sind,
ist normalerweise mein eigenes Gesicht.
Durchschaue ich dieses Gesicht,
so bin ich imstande, entweder die gesetzwidrig
hochgeladenen Cartoons zu genießen,
oder die gesetzlich ausgestrahlten Nachrichten,
oder die Informationen.

Alles ist noch ähnlich der Logik eines Traums:
entweder bekenne ich mich,
oder ich beachte den gerade Sprechenden, oder sowohl bekenne
ich mich, als auch beachte ich den Sprechenden.
Sowohl bewege ich mich hin, als auch transformiere ich mich
steigend in die ra­schelnde Atmosphäre.
Solche sind die notwendigen Formen, die ich verwirklichen soll.

Indem das Essen Gerüche verbreitet,
nimmt sein Gewicht ab.
Diejenigen, die glauben, dass das Gesicht, weil
es einmal auf dem Abyssos erglänzt war, dünner wurde,
wurden als Häreticker markiert.

3)
— „Beim Sprechen kann der Mensch nicht atmen; in dieser Zeit opfert er das Atmen den Worten. Beim Atmen kann der Mensch nicht sprechen; in dieser Zeit opfert er die Worte dem Atmen. Egal ob er wach oder schlafend ist, opfert der Mensch immer diese beiden unbegrenzten und unsterblichen Opfer.” Kauṣītaki Upaniṣad

Dämmerung. Jeder sich drehende Tropfen
des untrinkbaren Wassers. Das Gewicht jedes Gemachs nimmt zu.
Eine Dose optionalen Rohstoffs sollte noch zwischen Rohstoffen sein.
Das Gesicht sucht nach ihm,
und die Hand legt sich an den Rand der Fläche; stimmlos
verwendet sie eine Kraft an,
um dem Körper dabei zu helfen, zu steigen. Oben
hat sie wieder einen Befehl ausgefüllt.
Eine ziemlich geformte dunkele Wolke, welche den Schrott eigener Stimmen
und eigener Schatten enthält, sich bewegend.

In der Küche, pedantisch gesagt,
„Im Raum der Transformation der Dinge”:
Veranlassen, zarter oder knackiger zu werden, sich zu vereinen.
Die Hände bedecken die Zutaten, gehen vorbei, bewältigen sie im Schatten
und versichern ein ausreichendes Gewicht
nach dem Verschleiß durch jegliche Bewältigung.
Veranlassen, sich zu bewegen, eines zu werden, aus einem
einen Schluckenden hervorzurufen. Manchmal

ist er Ich selber, der
hörend und sprechend
gewaltig alles essend, innerlich eine ausreichende Menge
bleiben lässt, um nach den Genen wiederholt
thalassämische Blutkörperchen zu verfertigen. Ich

Schatten der Körperchen. Die Hände
teilen die Wässer innerer und äußerer Töpfe
in Dampf und bleibendes Wasser
in Figuren innerhalb des Dampfs und herankommende Dinge
in Worte, die ich künftig spreche, und die meinem Herzen
wi­der­spens­tigen Hände. Sandversammlung. Und die sich etablierenden Dinge.
Keine Sorge um die Rohstoffe.
Absinkende Oberfläche. Unter ihr. Liegend. Überlappend. Reis. All die Basis
des Alltagslebens.

Yu-Sheng Tsou (geb. 1987) kommt aus Taiwan. Er promoviert gerade an der LMU zum Thema der esoterisch buddhistischen Ritualgedanken.
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