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Yevgeniy Breyger zum Geburtstag von Hendrik Jackson

Dialoge
Yevgeniy Breyger zum Geburtstag von Hendrik Jackson

Novemberlicht

was er denkt? sein gespitzter kleiner Mund, schwarz-verschwitzte Haare.
in sich gekehrter Mönch, nichts als heiligen Durst im Sinn. Einfalt unteilbarer
Milch-Ströme. still wie ein Himmelblau, lauter Falten, ein Sturz mitten
durch nebliges, fließendes Licht. Zeitlöcher Klaviermusik ferne Schritte.

Schatten einer Rutsche, vor dem Abend, eine krächzende Saatkrähe
– wechselnde Herbarien, ich lebe, nach Leibniz, nur in einer Welt, zähle
die Stangen der Brücke. das flache Rheinufer, eine Kinderlokomotive
biegt ein in das Grün eines Busches, mir ist, als ob ich wach schliefe.

Stimmen verebben, die Sonne kreist – und rastet im Novemberlicht ein
wir werden dich tragen, wenn du müde wirst. ich steh versonnen, ein Bein
auf der Mauer, erinnere: warmes Vertrauen Vater das Meer, Begebenheiten
von denen ich dir erzähle, während du hinter die Schiffe siehst, ins Weite.

Nichtstun erschien als eine Möglichkeit. der Tag verharrte auf der Stelle
– was war, war wie ausradiert. über den alten Akazien, in der letzten Helle
einige Dohlen. Heimkehr über enge Straßen. Statisches. und unser Warten
dauerte an. auf was? Vorstellungen liefen in den Kinos, in den Theatern


Hendrik Jackson aus „Dunkelströme“, kookbooks, 2006
Junidunkel

was er glaubt? sein stumpfer großer Mund, weiß-getrocknetes Haar.
nach außen gestülpter Dämon, teuflische Fülle vor Augen. Weisheit
gespaltener Milch-Atome. schrill wie ein Flammenrot, glatt? Aufstieg
in Klarheit, ruhendes Licht. Raumklumpen Klaviermusik nahe Schritte.

Spiegelung einer Schaukel, mittags, eine silberhelle Nachtigall –
wartende Gehege, ich sterbe, nach Leibniz, in vielen Welten, zähle
die Stufen der Treppe. der bergige Felsenmeerpass, eine Totenkutsche
rast in das Gelb eines Sonnenhuts, mir ist, als träumte ich wach.

Stimmen durchdringen, der Mond hängt – und pendelt im Junidunkel ein
du wirst uns halten, wenn wir abreisen wollen. ich steh besorgt, ein Arm
auf der Schulter, vergesse: kalte Zweifel Mutter der Fluss, Flüchtigkeiten
über die du nichts weißt, während die Schiffe in dich hineinblicken,

in die Enge. Handeln war unumgänglich. die Nacht löste sich auf –
was war, war wie eingraviert. über den jungen Birken, im ersten Dunkel
einige Dohlen. Flucht durch die Weite. Dynamisches. und unser Gehen
verging. für wen? Vorstellungen liefen in den Kinos, in den Theatern


von Yevgeniy Breyger, am 8. Juni 2020, zum 49. Geburtstag von Hendrik Jackson zu seinem Gedicht „Novemberlicht“.
 

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