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Xosé María Álvarez Cáccamo: 6

Werkstatt/Reihen > Reihen > Brückensprache
Foto: privat
Pepe Cáccamo
 

Sechs Gedichte
 
Aus dem Galizischen mit Hilfe des Autors und einer spanischen Version Timo Berger


6

Vor uns das Antlitz der Ruine. Die trostlose
Landschaft dieser Stunde, welche die letzte zu sein scheint.
Eine Frau auf dem Nachhauseweg
durch zerbröckelnde, winklige Gassen
bietet dem Licht des Nachmittags
die fahlen Augen der Verzweiflung dar.

Per Dekret wurde die Mutlosigkeit erklärt.
Diese Chemie nährt sich von den Resten.

Stufen hinaufgestiegen kommen die weißen Statuen, die nicht denken können
und an ihren Lippen sehen wir die gelben Fäden der Verzweiflung.
Man verweigert ihnen das Leben. Man versperrt
jeglichen Ausweg.

Die Einwohner laufen in Kreisen
und jeder einzelne dreht sich im Wirbel seines eigenen schwarzen Kalenders.

Vor uns die Gesichter ohne Form,
farblose Haare, leicht verstimmte
Stimmen, Hände
die nichts aufheben nur ihre eigenen ausgeleierten Kleider.

Es ist der aufgelöste Marsch der Körper ohne Richtung oder maßgebliche Stunde.
Sie lassen sich forttragen von der Zeit
auf der äußersten Straße dieser Tage, welche die letzten zu sein scheinen.

Niemand entfacht das Feuer.


6

Fronte a nós os rostros da ruína. A desolada
paisaxe desta hora que semella a derradeira.
Unha muller camiña de regreso
por calellas oblicuas, quebradizas,
e ofrece á luz da tarde
os ollos neutros da desesperanza.

Foi decretado por lei o desalento.
Esta química aliméntase coas sobras.

Veñen subindo esqueiras as estatuas brancas que non poden pensar
e nos seus labios vemos os filamentos amarelos da desesperanza.
Négaselles vida. Clausúrase
calquera saída.

Dan os habitantes voltas arredor,
cadaquén a xirar no remuíño do seu propio calendario negro.

Fronte a nós os rostros sen deseño,
cabelos incoloros, voz
apenas temperada, mans
que nada apañan senón as propias roupas desfondadas.

É a marcha desartellada dos corpos sen dirección nin hora decisiva.
Deixan que o tempo os leve
pola avenida extrema destes días que semellan derradeiros.

Ninguén prende a fogueira.
(Inédito 2016)

 

Xosé María Álvarez Cáccamo, geboren 1950 in Vigo, Galicien, Spanien, ist Dichter, Literaturkritiker und Autor von visueller und Objekt-Poesie. Außerdem hat er Erzählungen, Theaterstücke, Kinderbücher, Biografien und Memoiren veröffentlicht. „Ancoradoiro. Obra poética (1983-2003)“, erschienen 2003, ist eine Sammlung seiner bisher veröffentlichten Gedichte. Im Jahr 2004 erschien in einer zweisprachigen spanisch-galizischen Ausgabe eine Anthologie seines poetischen Werks unter dem Titel „Habitación del mar. Antología, 1983-2003“. Seitdem hat er mehr als zehn Bücher in verschiedenen Genres veröffentlicht.
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