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Xosé María Álvarez Cáccamo: 3

Werkstatt/Reihen > Reihen > Brückensprache
Foto: privat
Pepe Cáccamo
 

Sechs Gedichte
 
Aus dem Galizischen mit Hilfe des Autors und einer spanischen Version Timo Berger


3

Hinter den Fensterläden aus grünem Holz regnet es. Es regnet, als die bekannte Welt ihre Lichter entfacht, von dem Haus bis zum Meer. In der wesentlichen Zeit der Erde beharrt der Regen auf der Mechanik der Harfen und die Farben münden weiß in einer einzigen Farbe, die wir Wasser nennen, die wir das Nichts nennen.
Bündel überleben das Unwetter gleichgültig. Graue Massen, kalte Kleider steigen durch den Regen am Tag auf und ab, ein flüssiger Austausch von Schatten.
Ich kenne den Regen, der mit wilden Steinen auf die Dächer und die Wurzeln des Wasser prasselt, das in den Fundamenten des Hauses siedet, weil es stirbt. Aber an diesem Ufer der Welt besteht  meine Erde aus Architekturen eines unerwarteten Spiegels: das Steicheln des Wachses auf dem Holz, die nadelartige Explosion des Öls, die gedämpfte Stimme der Hausangestellten und die Klingel, die den Besuch eines fahrenden Händlers ankündigt.

Der Winter fährt in die Häuser, für schwierige Näharbeiten ist Lidia gekommt. Der Apothekenhelfer Antonio schaut vorbei, er hat einen Goldzahn, einen lieblichen konkaven Goldakzent beim Sprechen. Wenn er lacht, gibt er ein Echo von sich, das heute der Asche so vieler zerstörter Leben widersteht.
Der Kohlenhändler kommt nicht nach oben, aber ich habe unten gesehen, wie sie Samen eines verbrannten Waldes umfüllen, metallene Exkremente einer unendlichen Bestie.
Das Eis geht durch die Küchentür. Oben an der Treppe ein Mann, der einen Block auf dem Rücken trägt, am Haken wie eine antarktische Beute. Und auf den Absätzen Tropfen hinterlässt, die Schrift der Kälte, eine Spur, die zu den Motoren des Winters führte.
Manchmal treffen sich Eis und Kohle an der Eingangstür. Ich träume, dass die zwei Gegenspieler sich hassen.

Manchmal hebt der Winter eine Zitronensonne in die Höhe. Das Viertel kocht vor Wohlgerüchen, die in meiner verinnerlichten Gewohnheit als Trugbild erscheinen. In der Ferne vibriert die Stadt, vertäut an die Vororte mit elektrischen Leitungen.
Unter einem Abgrund der Erinnerungen, hinter dem stumpfen Tisch, im Licht der offenen Straße zwischen schwarzen Säulen träumt der Schuster. Meine Mutter besteht auf dem Besuch des Schusters. Manchmal hängt ihre Stimmung von diesen blauen Augen ab, von den bescheidenen Umgangsformen, bereit für die Flut des Unglücks, sollte sie kommen.
Wenn ich meine Mutter durch das Zeremoniell der Einkäufe begleite, wenn die Sonne in Blumen weichen Lichts sprießt, strömen aus den niedrigen Häusern empfindsame Nachrichten, die Härte des Leders und der Lauge, ein paar Töne ätzender Falschheit, die fünf Aromen der Milch und eine lärmige Mischung: Sägemehl, Schuhe, Zucker, Schokolade und Kartonkisten.


3

Detrás das persianas de madeira verde chove. Chove cando abre luces o mundo coñecido, desde a casa até o mar. Na hora central da terra, teima a chuvia en mecánica de harpas e as cores morren brancas nunha única cor que chamamos auga, que chamamos nada.
Hai vultos que sobreviven indiferentes debaixo do trebón. Soben e baixan polo día entre a chuvia multitudes grises, roupas frías, un trafego líquido de sombras.
Sei da chuvia a caír con pedras bravas enriba dos tellados e dos raizames de auga a ferver nos fundamentos da casa porque morra. Pero desta banda do mundo a terra miña son arquitecturas de espello inesperado: os afagos da cera na madeira, o estralo dos aceites como agullas, a matizada voz das persoas domésticas e o timbre que anuncia a visita do comercio popular.

Entra Inverno nas casas, chega Lidia para traballos de costura difícil. Vén Antonio o practicante, que ten un dente de ouro, garimoso acento cóncavo de ouro cando fala. Cando ri pronuncia un eco que hoxe resiste a cinza de tanta vida rota.
Non sobe á casa o carboeiro pero téñoo visto abaixo a trasfegar sementes dun bosque calcinado, excremento metal dunha besta infinita.
Pasa o xelo pola porta da cociña. Escaleiras arriba un home leva a lombos un bloque preso no garfo como botín antártico. E vai deixando pingas nos relanzos, unha escrita do frío, o rastro que conduce aos motores do Inverno.
Ás veces no portal coinciden o xelo e o carbón. Eu soño que se odian os dous homes contrarios.

Ergue ás veces o Inverno un sol alto de limón. Ferve o barrio de arrecendos que son miraxe no meu costume absorto. Vibra a cidade lonxe, amarrada aos arrabaldos con correas eléctricas.
O zapateiro soña debaixo dun abismo de memorias, detrás da mesa obtusa, á luz da rúa aberta entre columnas negras. A miña nai insiste na visita ao zapateiro. Pende ás veces a alegría deses ollos azuis, do xeito humilde, disposto á chea do infortunio, se viñese.
Cando acompaño á miña nai a través das cerimonias do comercio, se o sol agroma con flores de luz branda, das casas baixas saen noticias sensitivas, as durezas do coiro e da lixivia, certos tintes de acre falsidade, os cinco aromas do leite e unha mistura algareira: serrín, zapatos, sucre, chiculate e caixas de cartón.
Calendario perpetuo, 1997.


Xosé María Álvarez Cáccamo, geboren 1950 in Vigo, Galicien, Spanien, ist Dichter, Literaturkritiker und Autor von visueller und Objekt-Poesie. Außerdem hat er Erzählungen, Theaterstücke, Kinderbücher, Biografien und Memoiren veröffentlicht. „Ancoradoiro. Obra poética (1983-2003)“, erschienen 2003, ist eine Sammlung seiner bisher veröffentlichten Gedichte. Im Jahr 2004 erschien in einer zweisprachigen spanisch-galizischen Ausgabe eine Anthologie seines poetischen Werks unter dem Titel „Habitación del mar. Antología, 1983-2003“. Seitdem hat er mehr als zehn Bücher in verschiedenen Genres veröffentlicht.
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