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Wienke Treblin: Drei Gedichte

Montags=Text

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Wienke Treblin
Drei Gedichte


heimwehen

vergangenheit und zukunft sind verschmolzen
ich stricke eine matrix für einen körper
aus raum und zeit
und du immer so mit mystik
und katze und endlosem fluss

ich koste das salz, unendliche weiten
und es wächst was
in meinem atem
töne des damals, meermelodien
eine ahnung von heimat

dein geheimnis ist eine landschaft
aus kieselsteinen, paprika, strudeln
plus katze
und schwarzer mädchentraube
deine sehnsucht, mein gefühl



alma mater

wenn sie richtig sauer wurde
rief sie häufig: ich werd gleich katholisch
ich hatte keine ahnung aber
es klang gefährlich

immer durfte ich bei ihr im bett schlafen
und wurde so lange besungen
und an der hand gehalten bis sämtliche
angsthasen verschwunden waren

nun kommen die angsthasen wieder
und sie ist verschwunden



rufe aus den binsen

ihr fremden, schreibt mir
liebesbriefe, die die welt nicht sah
mit floskeln

die nach schönheit schmecken,
hilfe gegen das vergessen
und phrasen

von gefühlen
damit mir die luft
nicht ausgeht

ich weiß wie
die ewige stille
dieses land zähmte

hier, wo alles verblutet
werden worte erwartet
schreibt, schreibt, schreibt


Aus Wienke Treblin: heimwehen. Berlin (Corvinus Presse) 2024. 34 Seiten.
25,00 Euro.
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