Werner Weimar-Mazur: februar zehnter und elfter
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						Werner Weimar-Mazur
						
						
						
						februar zehnter und elfter
						
						In jenem Winter war ich von
						einer gestaltlosen Wut gepackt. Ich werde nicht sagen, welcher Art, nicht davon
						will ich erzählen. Nur muß ich sagen, daß sie gestaltlos war, nicht heldenhaft,
						nicht feurig; irgendwie galt sie der verlorenen Menschheit.
						
						(Elio Vittorini: Conversazione
						in Sicilia. dtsch. Gespräch in Sizilien. 1941/1977)
						
						es
						liegt ein zauber auf diesem land
						
						und
						der schnee geht nicht / wie er gekommen ist
						
						zurück
						in die erinnerung / rufe ich die namen / von voodoo-puppen
						
						und
						wir / sind still / ringen nach worten / für einen vers
						
						ein
						gedicht
						
						alles
						ist nur noch erbärmlich
						
						peitscht
						der winter den schnee ins land
						
						laut
						/ läuten
						
						die
						schneeglocken / zum lockdown
						
						meine
						puppe trägt hosenanzug
						
						ihr
						ende ist vorhersehbar / im herbst
						
						wird
						auch sie zu den privilegierten gehören
						
						politische
						lyrik / geht anders!
						
						da
						ist eine gestaltlose wut
						
						alles
						färbt sich rot / brennt
						
						die
						haut schält sich / schuppt / am ganzen körper
						
						ich
						bin autoimmun / fresse mich durch mich selbst / jeden tag ein stück / mehr
						
						und
						am morgen legt sich blutiger tau auf den schnee
						
						die
						hände nehme ich mit wenn ich gehe
						
						ins
						land der körperlosen
						
						die
						ungeschriebenen bücher
						
						wenn
						ich zurückkehre / ohne hände
 
 
