Werner Weimar-Mazur: erst kommen die versteppungen dann die verwüstungen
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Werner Weimar-Mazur
erst kommen die
versteppungen dann die verwüstungen
die spielenden augen der kinder
das gras war schon fort
das zittern in der stimme kommt
von den einschlägen
erklärt er uns
in der stadt wächst die angst
fluchtgedanken nur wenige
wollen bleiben und sterben
es ist ein bisschen wie früher
im winterkrieg
nur dass der schnee langsam taut
die angreifer einmal brüder und schwestern waren
der wald bietet keine
verstecke mehr
sagt er uns und wendet den blick
zu boden
der einmal muttererde hieß
und alle ernährte
wir könnten singen schlägt er uns vor
aber das hilft nicht gegen sterben
und auf einmal singen wir
vom himmel über den kornfeldern
von den kosaken
die ihre mädchen verließen
falken flogen über die dörfer
und schlugen tauben
schöne hinter den bergen hinter dem meer
leuchtet die freiheit
und die augen der kinder spielen weiter
mit dem lange verschwundenen gras
(Bisher unveröffentlicht, 2022)