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Walter Höllerer: Nach der Menschheitsdämmerung

Poetik / Philosophie > Glossen

Walter Höllerer

Aus "Nach der Menschheitsdämmerung"

Notizen zur zeitgenössischen Lyrik (1954)


Viele lehnen es heute ab, sich mit moderner Lyrik zu befassen. Wird ihr nicht zu recht Unverständlichkeit und Disharmonie vorgeworfen! Die Beschäftigung mit diesen Gedichten ist zu anstrengend. Sie prägen sich nicht leicht ein. Man kann sie nicht hersagen. Man weiß nicht, wenn man in der Mitte ist, wie es weitergeht, während sich bei den gewohnten Lesebuch-Gedichten aus dem 19. Jahrhundert die Zeilen regelrecht schließen. – Dazu kommt ein anderes: das Gedicht unserer Jahre beruhigt nicht. Es hat nicht die Intention; unbedingt zu lobpreisen und zu bestätigen. Es will nicht Ornament geben. Wer also etwas Schmückendes, Unterhaltendes von diesem Gedicht erwartet, der ist enttäuscht.

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