W. H. Auden: (Der Winter vollendet ein Zeitalter)
W. H. Auden
Aus dem Weihnachtsoratorium:
Hier und Jetzt
(For The Time Being), 1945
Advent, I
CHOR:
Der Winter vollendet ein Zeitalter
und macht es dem Erdboden gleich.
Des Himmels rasende Gewalt
zerbricht den Wachtturm wie Zunder
und knickt den Zedernwald.
Der Winter vollendet ein Zeitalter
wie ängstliches Vieh sind die Augen,
Zweifel dringt ein in die Poren,
Macht legt ab den Siegelring,
des Propheten Laterne erlischt,
verschwunden ist der Grenzstein,
kalt das Herz und der Ofen,
Eis dringt in die Knochen:
der Winter vollendet ein Zeitalter.
HALBCHOR:
Außerhalb aller gepflegten
Parks der alltäglichen Liebe
lauert die wilde Begierde
zu töten, getötet zu werden.
Wer hat, um sich selber zu rühmen,
sie töricht zum Angriff gereizt?
Wie Korn werden unsere Seelen
gesiebt und geworfen ins Nichts.