Valeria Román Marroquín: Drei Gedichte
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Foto: Macarena Puelles
Valeria Román Marroquín
Aus dem peruanischen Spanisch von Laura Haber
5.
kreisförmig
wunderschön
virtuosin beim rechnungsakt
habe hier schwere knochen
kopf einer greisin
ekel vor intimität
kaputtes geschlecht
habe hier
stunden verwandt auf
geißelung und buße
während er mein diaphragma
ausgräbt
ergebener virtuose beim
raubesakt
gräbt skorpion aus auf
meinem diaphragma
sucht die stimme seiner
mutter
ohne befriedigung
(so vermute ich)
vermeidet die lust eher aus
methodischen gründen
während
unförmig
wunderschön
virtuosin beim
loslösungsakt
ich mir das schweigen
aneigne mein reich
7.
kaum neun monate haben wir erlebt
ich ohne irgendetwas zu verstehen
von der schönheit der
sauberen körper oder dem griechischen hang zum materiellen
in punkto verhütungsmittel
ich erinnere mich vielleicht an meine fehler
bin zurückgeblieben vielleicht in der tragödie
im nichtbemerken
neun monate: hygienische geläuterte vollstreckte zahl
die ich über die sitten werde hinwegzerren müssen zum menschlichen wunder
zur idealen animalischen angst
zu den hochgesteckten grenzen
kaum zwei monate haben wir erlebt
kaum zwei monate hatte ich dich
zwei monate
sieben wochen
vierundvierzig tage
dreiundsechzigtausenddreihundertsechzig minuten
hatte ich dich
als schlange
um den nabel
9.
mutter
heute bin ich frau geworden
blume in einer blume
auf dem höhepunkt der
routine zug um zug
ohne das rhythmusgefühl zu
verlieren
oder für die tradition,
die der seele
dieses verlusts vorausgeht
mutter
heute bin ich mutter
geworden kind in einem kind
auf dem höhepunkt der scham
zählte die nicht enden
wollenden
stunden an den fingern ab
brüste aufgerichtet bauch
prall
mutter
heute bin ich greisin
geworden motte in einem kind
mein herz schmäht das
fasten
und weicht der stille,
begräbt seine kinder
nach süden gewandt
dreizehn meter unter dem
bett
mutter
niemand begreift das
gewicht
dieser sprache
oder des schuldhaft
benannten
ob meins oder ein fremdes
mutter verzeih mir
ich habe alles verloren:
lösch das licht
schließ die tür
lass
mich allein
***
5.
circular
bellísima
virtuosa en el acto
contable
tengo aquí huesos
pesados cabeza anciana
nausea a la
intimidad
roto sexo
tengo aquí
horas invertidas en
el flagelo y la expiación
mientras
excava mi diafragma
resignado virtuoso
en el acto del despojo
excava alacrán en
mi diafragma
buscando la voz de
su madre
sin satisfacción
(o eso supongo)
evitando el placer
más bien por razones metódicas
mientras
deforme
bellísima
virtuosa en el acto
del desapego
apropio el silencio
imperio mío
ahora desliza entre
posibilidades
mártir tiesa ejemplar
políglota adorno idiota del
mundo
ultrajada
7.
apenas nueve meses vivimos
yo sin comprender nada
sobre la belleza de los
cuerpos limpios ni la griega manía material
del anticonceptivo
recordando acaso mis errores
rezagada acaso en tragedia
en no darme cuenta
nueve meses: número higiénico purgado ejecutado
que habré de arrastrar sobre las costumbres al prodigio humano
a la angustia ideal animal
a los altos límites
apenas dos meses vivimos
apenas dos meses te tuve
dos meses
siete semanas
cuarenta y cuatro días
sesenta y tres mil trescientos sesenta minutos
te tuve
serpiente enroscada
al ombligo
9.
madre
hoy me hice mujer
flor dentro de una flor
a altas horas de
rutina movimientotras movimiento
sin perder noción
del ritmo
ni de la tradición
que precede
el ánima de esta
pérdida
madre
hoy me hice madre
niña dentro de una niña
a altas horas de
vergüenza
contando con los
dedos
las horas
incansables
los pechos
ajustados la panza tersa
madre
hoy me hice anciana
polilla dentro de una niña
mi corazón ofende
al ayuno
y cede al silencio,
entierra a sus
hijos
con tendencias a lo
meridional
trece metros bajo
catre
madre
nadie comprende el
peso
de este lenguaje
ni de lo nombrado
en la culpa
sea mío sea ajeno
madre
perdóname
he perdido todo:
apaga la luz
cierra la puerta
déjame
sola
[Valeria Román
Marroquín: Matrioska. Lima:
Asociación Peruano Japonesa, 2017]
Valeria Román
Marroquín: Die Dichterin Valeria Román Marroquín wurde 1999 in Arequipa, Peru
geboren und studierte Philosophie an der Universidad de San Marcos. Sie ist
Mitglied des Kollektivs Pólemos und publizierte die Lyrikbände feelback (2016)
und Matrioska (2018) sowie die Lyrikhefte kriegszustand (2016) und angst
(2018). Sie hat sich an verschiedenen Anthologien und Festivals beteiligt. 2017
erhielt sie den peruanischen Poesiepreis José Watanabe Varas und 2018 den
Premio Luces in der Kategorie Bester Gedichtband.