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Valdimar Tómasson: Vetrarland - Winterland

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Valdimar Tómasson
 

 
VETRARLAND – WINTERLAND
 
(Auszug aus: Vetrarland / Winterland, erschienen in: Ljóð 2007 2018 / Gedichte 2007 2018, JPV útgáfa, Reykjavík 2019)
 
Aus dem Isländischen übertragen von Jón Thor Gíslason und Wolfgang Schiffer
 


Tausende von Nächten
lieg´ ich wach
in des Winters Dunkelheit.

Und die Brandung der Gedanken
widerhallt
in einer sternenklaren Nacht.

Einer sternenklaren Winternacht.



War sie farblos
oder feuerrot, die Nacht?

Ein Stern erwacht
am Winterhimmel.

Eisblumen leuchten
brandungsweiß und klar.



Winter
du verwitterter Anblick der Welt.

Du misstönender Klang
der Einsamkeit.

Jugendblau schimmernder Harsch.



Traumhafte Nächte
Diamanten am Himmel.

Ich gehe zu einem Treffen
mit dem Geigenklang der Unendlichkeit.

Tiefe Wintersee
willenlose Dunkelheit
weglose Nacht.

Funkelnder Stern
entfesselte Nacht.

Eine schillernde Träne
im roten Schein des Monds.

Flügelspreizender Winterharsch.



Gestaltlose Dunkelheit
rastlose Leere.

Ich suche von Angst erfüllt
einen Strand der Ewigkeit.

Einen brandungsweißen Strand der Ewigkeit.



Der Friede der Kindheit
unter schwarzblauem Himmel.

Die Berge verhangen
mit väterlichem Schatten.

Meine Sehnsucht ist zerbrechlich
bittere Winternacht.



Auf der Erde wacht
der Winterschnee.

Aber ein weißer Schmerz
schläft in meiner Brust.


Valdimar Tómasson, geb. 1971 in Mýrdalur im Süden Islands, lebt seit seinem 16. Lebens-jahr in Reykjavík. Nach seinem ersten Gedichtband Enn sefur vatnið / Noch schläft das Wasser im Jahr 2007 folgten mehrere weitere Bände mit Lyrik, außer einem Band mit Sonetten primär Kurztexte häufig alliterativen Stils. Seine letzte Buchpublikation: Ljóð 2007 – 2018 / Gedichte 20072018, Reykjavík 2018 und Veirufangar og veraldarharmur / Virusgefangene und Weltenschmerz, Reykjavík 2020. Die hier veröffentlichten Texte sind ein Auszug aus dem im Band Ljóð 2007 – 2018 enthaltenen Zyklus Vetrarland / Winterland, als Einzelband erschienen 2018.
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