Valdimar Tómasson: Ein dunkler Harfenklang ...
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Valdimar Tómasson
Ein dunkler Harfenklang ...
(Aus:
Söngvar til Sárkaukans / Ode an den Schmerz, JPV ÚTGÁFA,
Reykjavík 2024)
Aus dem Isländischen von Jón Thor Gíslason und Wolfgang Schiffer
Ein
dunkler Harfenklang
dröhnt
in der Düsternis.
Mondkrank
lieg’ ich wach
mit
ausgezehrtem Herzen.
Im Blitz eines jeden Sterns
blutet eine kalte Erinnerung.
Kalt
weht es an der Wange
und
der Wintermond grüßt.
Im kahlen Geäst lebt
ein lyrischer Tod.
Ein hellgrauer Schatten
hält alle Augenblicke fest.
Trauergrau
die Augen
ausgezehrt
von Angst.
Friedloser Kummer
füttert die Welt.
Am
Ende des Tags
tanzen
die Schatten.
Die hinterlassenen Spuren
spiegeln ein weißes Vermissen.
Langersehnter
Frieden schleicht
leise
mit leichten
Schritten
der Hoffnung heran.
Das Wohl
ist
ein vereistes Loch
das
bei kleinster Woge bricht.
Die
morgenhelle Weite
errichtet
einen Bergfried der Ödnis
gleißendweiße
Kälte
kommt
tückisch heran.
Ich
warte nur darauf
dass
das Licht schwindet.
Nacht
breite du eine Decke
über
den Schmerz der Welt.
Leuchtend flackern Lichter
über
einer weißen Einsamkeit.
Das
Fell der Erde
ist
eine friedenlose Wüste.
Jenseits
des Schnees
liegt
eine Welt voll Duft und Hoffnung.
Suche
den Pfad zu den Lilien.
Valdimar Tómasson, geb. 1971 in
Mýrdalur im Süden Islands, lebt seit seinem 16. Lebensjahr in Reykjavík. Seit
seinem ersten Gedichtband Enn sefur
vatnið / Noch schläft das Wasser im Jahr 2007 folgten mehrere weitere Bände
mit Lyrik, außer einem Band mit Sonetten primär Kurztexte, häufig alliterativen
Stils. Letzte
Buchpublikationen: Ljóð
2007 – 2018 / Gedichte 2007–2018, Reykjavík 2018, Veirufangar
og veraldarharmur / Virus-gefangene und Weltenschmerz, Reykjavík 2020, blástjarna efans / heller
stern des zweifels, Reykjavík 2022 sowie Söngvar til sársaukans / Ode an
den Schmerz, Reykjavík
2024.
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