Ulrike Schrimpf: Zwei Gedichte
Montags=Text
Ulrike Schrimpf
Zwei Gedichte
solche
häute aus grünem tee
solche häute die sich in verschiedenartige
wunden gliedern jucken nässen die von
blutkrusten überzogen sind und wenn man
sie abzieht dieses kaum hörbare knistern
von sich geben ölblasen die in wasser
zerplatzen allerdings winzig das ist eine
bedingung
die ich heute vermutlich wähle einen
grünen tee der mir gut tut beizeiten
trinke ich kübel davon und möglichst
spät am tag erst eine tasse kaffee zu
meiner schande auch mit milch
mit einem gut deckenden make-up könnenfindige damen überzeugende Ergebnisseerzielen
als ich drei jahre alt war hat meine
mutter eine schranke vor meine tür
gebaut aus holz das war viel arbeit
ständig musste sie alles alleine
machen
wodurch genau dieses phänomenverursacht wird ist immer noch nichtfinal geklärt
nachts kam ich nun nicht mehr aus
meinem zimmer in ihr bett und das
meines vaters so stand ich besser
auf eigenen füßen
lass mich: zergliedern
gehen
wir gemeinsam
zum
briefkasten
heute nicht
bitte ich
bin zu schwach nur
dreißig
meter
nein nur
dorthin
diese hilfsmittel gibt es glücklicherweisein allen möglichen aggregatzuständenfundamentale erscheinungsformen vonmaterie auf hinfälligkeiten zugeschnittenkönnen körper nicht mehr schlucken dingenicht mehr schmelzen schläuche nicht
verflüssigen kiefergelenke nicht mahlendiaphragmen nicht kontrahieren - in alldiesen vorhersehbaren fällen gibt eshilfsmittel die in diversen pulverformenvorkommen in tablettendispensernund infusionsständern
lagern sie in starkfarben und formenabgestellt hinter stapeln von lakensind sie schirme durch windungen vonzerebra gleitend geordert für ein einzigesletztes furchterregendes nicht sagbaresund nach allen erkenntnissen weiß mandass die die siechen so gut wie niedarauf zurückgreifen
was
machst du jetzt
ich liege auf der
couch
gehen
wir vielleicht
später
lass mich endlich
los