Ulrike Draesner: what is poetry?
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Ulrike Draesner
what is poetry?
putzen staubsaugen rotz abwischen geschürftes
knie
bauch streicheln zum einschlafen oder wenn er wehtut
ein bettlied singen vorlesen die beine spreizen empfänglich
und tröstlich sein die wäsche
in die trommel stopfen
schamhaare aus dem abfluß fischen zum zehnten mal
den klodeckel schließen die gesamten becher der
familie
auf der spülmaschine abgestellt in die
maschine räumen
fluchen aber unhörbar an die erziehung des
mannes
denken jede erziehung aufgeben sich bücken
den hund
füttern mensch ärgere
dich nicht spielen wie ein trottel
endlich im bad tür von innen abschließen
nach einer minute
riesengeschrei: rotz abputzen marmeladenbrot schmieren
marmeladenbrot vom teppich klauben badeanzüge
auswaschen selbst den ganzen tag nicht rausgekommen
hausschlüssel suchen multi-tasking
bewundern
und verachten als mutti-tasking verhören
toten vogel
vom fensterbrett schippen sich nicht ekeln ihn
in den garten bringen blick auf den sonnensturm
schmetterlinge das ganze zeug am tümpel
(muss
auch endlich saubergemacht werden) libellen
für sekunden die spiegelung
sehen: sich selbst
halbdämmrig,
klein
ein kind das die weißen
zähne zeigt, deine zähne
es ist dein körper
du weißt kein besseres wort
für das, was du siehst, lebendig
und von dir
unterschieden
weiß es mehr über
dich als dir recht
sein kann es sagt: ich liebe
dich tiefer als einen wald
es sagt: dunkel ist
das innere des mundes
und alles was denkt