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Tobias Roth: Kirchspiele - Peschiera, San Martino

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Ein Heiliger Antonius (der, dessen Zunge als ein schwarzes Lindenblatt in Padua ausgestellt wird) mit einem neuen Heiligenschein aus LEDs, ich sehe den Händler, der sich die Hände reibt. Und im Umland erscheinen Marien, vor einem halben Jahrtausend, ein Hausheiliger wird geboren, im Umland, vor einem halben Jahrtausend, und Handel und Fischerei, das ist gut für die Pfarrei, gleichermaßen. Der Hausheilige, Andrea Grego, stirbt fernab in den Bergen, im herrlichen Valtellina, das, wenn schon, ihm einen Segen spendete, nicht umgekehrt. Hier verehrt man seinen Unterarm, kostbar gefasst, ich sehe den Händler, der sich die Hände reibt. Befestigungsanlagen der Venezianer, Festungsviereck der Österreicher, lang bevor es so etwas wie Italien überhaupt gibt, das Gebäude bekommt das Ansehen einer Garnisonskirche, der Schnabel einer Krake, die ihre Werke mit den waldigen Rücken der Landschaft bedeckt. Als zuvor die Revolutionsarmee durchmarschierte, hörte das Gebäude kurzzeitig auf, Kirche zu sein. Nebenan sogar ein Fleckchen römisch. Aber wie lang vorbei. Heute, der letzte Anwohner (die Festung benötigt kaum mehr Besatzung) betet um Stärke im Kampf gegen die Touristen zum elektrifizierten Antonius. Von wegen lang vorbei. Bis 1933 war die Fassade auf der anderen Seite der Kirche.



(Peschiera, San Martino)


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