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Titus Meyer: Drei Anagramme aus "Ghostland"

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Titus Meyer
Drei Anagramme
aus "Ghostland"



Weiche Konstruktion mit gekochten Bohnen

Oh bunt, ohne Sog, knickt Technik meine Worte:
Gott bot Kokonhirne. Ihn suchen weckt meine
Wege im Betonkokon. Ihn schenk ich, er tut not.
Gott einwecken in Kunst, mit Brocken! Oh hohe
schockgeborene Kinetik toent um ihn, wohnt
in Tektonik. Tote krochen, schweben um Honig,
Neuronenhonig, weich-kokett, mohnbestickt.
Mohn? Echo nickt. Enthobne Ewigkeitskontur
knotet Gewebe hinterm Sinn. Oh Knockout. Ich
kehre um. Wohin? Echo nickt. Kein Gott besonnt
Mohn, winkte hoch oben keck. - Gott ist nur eine
weiche Konstruktion, mit gekochten Bohnen.

(Anagramm)



Dunkel wars, der Mond schien helle

Dunkel wars, der Mond schien helle
und wohl, in Scharen, dem Edelskerl.
Als, im Norden, Helden durch welkes
Suedland (kein Helm) rodeln, schwer.

Hell hockend wandern, derlei muss
sinnlos der Denker, hellwach, mued.
"Dem sind wohl alle Ecken sehr rund",
reden sechs Waldkiller ohne Mund.

Lord und Melker wenden haesslich
und schoen ihr wellendes Melkrad.
Dunkel wars, der Mond schien helle.
Links der Mann drosch wehe Duelle.

Wir munkeln: Dolche sah der Elends-
Kunde, heldenschwer, mordsallein.
Schwellend kam der Riesenunhold.
Damen schleudernd, wehrlos, klein.

Wildklee morden denn sehr schlau
Wunderkehlendrosseln, daemlich.
Wund der Drosseln Kehle naemlich.
Drin wohl melden Kelche draussen:

Hold knuddeln Lerchen warmes Eis,
erkunden Lehmerde, windlos, lasch.
Als welk durch Hemden, donnerleis,
Rekordsuedwinde schnellen, lahm.

Kuehlend mild, welch Doerren, nass.
Sonne wird schleudernd, Helle kam,
dunkel sehr, wie Monddrall, Schnee.
Wo sind Enden? Schmale Kuller, dreh!

(Anagrammversion des oxymoronischen Scherzgedichtes)



Loesch mir die Augen aus, ich kann dich sehn

Nag meine Kindsohren aus, ich lausche dich.
Kann ich, auch ich, die Heis're, mundlos sagen.
Auch ohne Musik singen sich danach Lieder.
Kau mich Nuss, doch ich geh nie nieder. Nasal
genial, und ohne Nase riech ich dich, am Kuss.
Und ohne Arme schlag ich kess in dich ein. Au!
Oh schau, schick lind meine Haende ins Grau,
doch ich reich sie hakig den Musen Lunas. Na,
loesch mich, Ruin. Und ich Aas kann es; gedieh.
Oh du Sack, schlag mein Hirn aus, ich ende nie!

(Anagrammversion des gleichnamigen Gedichtes von Rilke)


In: Titus Meyer: Ghostland. etcetera press berlin. 92 Seiten. 12,00 Euro.
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