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Timo Brandt: Gedichte

Montags=Text


Timo Brandt

Gedichte



Chatwins



Ich träume in einer Sandberatung. Es tos(t)en Gestirne,
   ich aber tauge still, vernabelt nicht; frappant.
Ich hör, der Mond ist angetaut.
Und all die vielen Tiere stöbern in den Petrischalen.
Viel zu spät,
   teil ich mein Gehirn mit dem Internet, über den Tellerrand
geschoben,
   zu den Conquistadores, die Plastikbecher sammeln.
Ich biege meine Erwartungen in die Wirklichkeit zurück,
jetzt durchfliegt mich dieses Federkleid. Schreibsucht.
Soweit wir auch geraten sind – noch keine Seele
   die das endlich nennt.
Unablässig unaussöhnlich. Unabsehbar unerhört.




vom zeiger, der unsrer letzten stunde
zustrebt, ohne anzuhalten,
wird die kinderträne tropfen
(auf das meer, von dem wir hoffen,
es reiche bis zum horizont)
kreise ziehn und nichts gestalten




Lose Kolportage


Wir melden uns heute aus dem Orbit einer kleinen Apfelsine.
Sehen sie das Lämpchen, das da blinkt?
Das ist die Ekstase. Oder die Metaphysik.

Lassen sie sich nicht täuschen
durch die eingeblendete Zukunftsmusik.
So wie die Ästhetik jeder Exklusivität

versteht sie sich blendend. Die poröse Haut
bietet sich widrig dem Weltall dar.
Aus der Hand von Gott gerollt, erschlug sie ihn

bei der ersten Umdrehung am Hinterkopf. Tragisch!



(Timo Brandt: unveröffentlicht, 2017)

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