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Subhro Bandopadhyay: Die Leopardstadt

Werkstatt/Reihen > Reihen > Brückensprache
Foto: Mario Tejedor Hernández
Subhro Bandopadhyay
 
Die Leopardstadt
 

Übersetzung aus dem Bengalischen mithilfe von spanischen Interlinearversionen des Autors im Rahmen eines Übersetzungsworkshops auf der Illa San Simón:
Timo Berger


Die Leopardstadt

 
1.

Voller Täler waren unsere Nachmittage                                            

mit Glasgedichten ging ich durch den Regen
weiß nicht mehr, wann ich in das Leben eines sehr alten Bildhauers geriet
bei seiner Ankunft aus einem weit entfernten Land bemerkt er, dass die Frau
ein totes Kind entbunden hat
die metallische Vagina blutet
Mir flüsterte er zu:
Als die Wilden sich noch nicht an eine Frau oder einen Mann gewöhnt hatten,
erfanden sie den Ofen und das Grau ist ins Essen gekommen
dann waren Messerklingen in der Lyrik
dann folgte der Umzug, der Angriff, die Verteidigung, die Erde, der Spross,
der Samen
die Flucht der Völker um Völker bis zur Ankunft auf der neuen Erde

was dachte der Mensch, als er das Meer zum ersten Mal sah? Als es noch keinen Atlas gab?
in der Dunkelheit des rumänischen Akkordeonspielers
legt sich einen Harmonie über den ganzen Platz
im Sommer glänzen die Knie der Frauen

und indem diese Bilder in kleine Stücke schneidet,
den Bauch in der Sonne, ist die ganze Stadt schon ein Raumschiff

wohin geht der langsame Leopard mit der aus dem Maul hängenden Beute?


Soria 2008
 



Subhro Bandopadhyay, geboren 1978 in Kalkutta, Indien, ist Autor von fünf Gedicht-bänden auf Bengali, von denen vier ins Spanische übersetzt und in Spanien veröffentlicht wurden. Er erhielt das Antonio Machado International Poetry Fellowship der spanischen Regierung (2008) und den indischen Nationalpreis für junge Schriftsteller (Sahitya Akademi Yuva Puraskar) im Jahr 2013 für einen Gedichtband. Er nahm an internationalen Residenzen teil und wurde zu bedeutenden Literaturfestivals in Indien und im Ausland eingeladen.
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