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Subhro Bandopadhyay: Das Gespräch der Gläubigen

Werkstatt/Reihen > Reihen > Brückensprache
Foto: Mario Tejedor Hernández
Subhro Bandopadhyay
 
Das Gespräch der Gläubigen
 

Übersetzung aus dem Bengalischen mithilfe von spanischen Interlinearversionen des Autors im Rahmen eines Übersetzungsworkshops auf der Illa San Simón:
Timo Berger


Das Gespräch der Gläubigen
Offensichtlich entspinnt sich das Gespräch zwischen Gott und dem schlanken Mann mit dem wehmütigen Tuch in der Tasche in den schwarzen Flecken unter den Augen. Als er die Kirche verlässt, sieht er, dass ihm in einer verwahrlosten Ecke ein langsamer grauer Kater auflauert.

Die Zeit liegt dem Gläubigen stets zu Füßen. Wir, die Menschen der schwarzen Gesänge, spüren den Anflug des frischen Sommers nicht. Die Eichhörnchen. Die Großeltern betasten das aluminiumfarbene Licht der Sonne. Die Enkel sind aus Gewohnheit bei ihnen.

Aus der fahrigen Hand des schlanken Mannes fallen die Straßen seiner Jugend, auch der Duft seiner Geburt. Ebenfalls fallen: das Tal der Sonntage, der sattgrüne La Dehesa-Park, die Menschenmenge. Der Morgen gibt nach wie die Seiten eines heiligen Buches, das bei Grabungen entdeckt wurde.

Buchstaben können die ganzen Gefühle des Menschen nicht einfangen, wenn wir an die Abstraktion der Klänge denken, verstummen wir, also wohin reichen diese tieffliegenden Bilder? Diese Seufzer, diese Tränen können sie wenigsten in die Wände oder die farbigen Fresken der Sprache Löcher bohren? Über die Restaurierungskünstler sagen würden: Salzzeichen ...

Soria 2008


Subhro Bandopadhyay, geboren 1978 in Kalkutta, Indien, ist Autor von fünf Gedicht-bänden auf Bengali, von denen vier ins Spanische übersetzt und in Spanien veröffentlicht wurden. Er erhielt das Antonio Machado International Poetry Fellowship der spanischen Regierung (2008) und den indischen Nationalpreis für junge Schriftsteller (Sahitya Akademi Yuva Puraskar) im Jahr 2013 für einen Gedichtband. Er nahm an internationalen Residenzen teil und wurde zu bedeutenden Literaturfestivals in Indien und im Ausland eingeladen.
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