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Silke Loser: Navê min

Gedichte > Zeitzünder
Silke Loser

                 
Navê min Fawaz e. aber ich glaube nicht
mehr an Appelle  nur an Menschen  flüchtige
Gliedmaßen und da wo wir herkommen schneller
weg als man annimmt  neue Nomaden sind wir
weitläufig in unseren Landschaften

es tu ew em hûn ew und eure Sprache ist uns
gar nicht so fremd wie ihr denkt: Kehl und Knack
laute Plosive  harsch betont  in lateinischer Schrift
glauben wir an die gleichen Zeilensprünge und
die Freiheit des Wortes in unserem Land

zimanê malê ye.  wo wir aufgebrochen
ist unsere Sprache verschwiegen und redselig
im Geheimen von Mund zu Mund weitergegeben
bilden unsere Bücher einen Kreis wie Tänzer
in ihrem Rhythmus einander zugewandt

und unsere wahre Herkunft: zimanê dayîké
auf der Straße ein jeder Gang Gratwanderung  
jedes Wort Drahtseilakt mit Blick in den Abgrund
Tirs hebe erd giran dibe.  ist die Angst erst da
wird die Erde unter ihr schwer  Nährboden

jeder Überlieferung ist helbestên  Gedächtnis
sind die Lieder der dengbêj weit umherziehend                                                         
unterscheiden sie nicht zwischen Kasus und Genus
sondern träumen von demokrasiyê  oft sagen wir
bei uns bajarê min  das meint Hoffnung und Ort

                                              
Zitate aus dem Kurdischen (Kurmancî)
Mein Name ist Fawaz |
ich du er sie es wir ihr sie |
die Sprache ist mein Haus |
Muttersprache |
Sprichwort, wie angegeben |
Poesie |
Bezeichnung für die Sänger |
Demokratie |
wie angegeben.

Im Kurdischen gibt es kein eigenes Wort für 'Heimat', das Wort Stadt bzw. Ort erhält im Kontext eine ähnliche Bedeutung
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