Róža Domašcyna: Auf der terrasse mit den palmenkübeln
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Foto: Jens Domaška
Róža Domašcyna
Auf der
terrasse mit den palmenkübeln
zwischen den jahren an einem der seen
die kübel sind aus holz, die palmen nicht, der
wind
frischt auf die wedel weisen zur
ausflugsgaststätte
wir pilgern in kurzer prozession richtung
panoramascheiben, im rücken flankiert von
restlochwänden
halb unter wasser und nicht weiß wie eisberge
sie kalben auch nicht, noch nicht, sind wir
sicher
gehen schneller die jungfräuliche erdschicht
malmt unter den sohlen, die sonne schleudert
pfeilspitzen
vom fensterglas, wir senken den blick, den
kopf
stoßen uns an der tür, beim öffnen sperrt sich
die gummilippe, hier muss das schulhaus
gewesen sein
früher, wo die kinder die zunge an den zaun
genagelt bekamen, wenn sie nicht
in der richtigen sprache sprechen wollten
wir sprechen schon lange in der richtigen
sprache
verteilen nüsse, getreidekörner und
fischschuppen
klammheimlich in die ecken des gastraums
doch die ahnen mögen die opfergaben nicht
ihre körper liegen umgebettet anderswo
unvollständige teile
schwimmen auf dem wasser uns nach
die umrisse einer hand, eines schlüsselbeins
des mundes, der so worte sprach, wir
bekreuzigen uns
wenden flehentlich den blick zur
leuchtturmattrappe
die sendet lichtzeichen, dort ist es laut,
spielt die musik
dort sind schon viele vor uns angekommen