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Rosalie Wernischová: Hysterion

Gedichte > Gedichte der Woche

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Selbstportrait
Rosalie Wernischová
übersetzt von Patrik Valouch

Hysterion

Die letzten Leidenswegminuten der Tagträumer,
und keiner, der applaudieren würde.
Entsetzliche, unschöne Ordnungen.

Nun trete ich vor – ich, der schöne Hysterion.
Kleine wackelige Kindlein strecken sich,
Mütter haben Matrosen in ihren Betten.

„Merkt euch: das Leben ist Tal und Abgrund,
und fremde Ufer umspült dasselbe Wasser.
Ein Mädel reißt in schallendem Gelächter ihren Kopf nach hinten,
ein Bursche brüstet sich mit der ersten kolumbianischen Krawatte.

„Ich habe euch nichts mehr zu erzählen.“
Ich setze mir eine pflaumenfarbene Brille auf und gehe.


Rosalie Wernischová (*1994) stammt aus einer renommierten tschechischen Dichter-familie – ihr Vater ist der Lyriker Ewald Murrer, ihr Großvater Ivan Wernisch.
Der Übersetzer dankt Klaus Anders für die kritische Durchsicht der Gedichte.

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