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Robert Wohlleben: Bedeutungslose Impressionen, unfreiwillige Parodien?

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Robert Wohlleben

Bedeutungslose Impressionen, unfreiwillige Parodien?

Die schwierige Rezeption der Gedichte
aus Arno Holz’ Lyrikwerkstatt



Für Klaus M. Rarisch (1936 – 2016)



Vor Jahrzehnten kamen mir in Berlin bei Recherchen im Arno-Holz-Archiv der Amerika-Gedenk-Bibliothek ein paar schmale Gedichtpublikationen aus den Jahren und mit dem Zungenschlag der beiden Holzschen Phantasus-Hefte von 1898/99 unter. Alle Arno Holz (1863–1929) gewidmet. Sie stammten von seinen ‚Schülern‘. Mein Eindruck bei flüchtigem Hineinblättern vorm damaligen Beiseitelegen: Manches darin hält sich gut neben den gleichzeitigen Gedichten von Arno Holz. Ebenso wie zuvor bei dessen beiden Phantasus-Heften stellte sich aber doch Abstand ein diesem und jenem gegenüber, was in Gefühlslagen einer andren Zeit gründet. Die Gedichte der Schüler schienen in Vergessenheit geraten zu sein, in Sekundärliteratur nur ganz gelegentlich, wohl der Vollständigkeit halber als insgesamt zu vernachlässigende Nebensächlichkeit knapp berührt. Ich war entsprechend überrascht, als ich um 1970 herum in Fred Viebahns hektographierter Underground-Gazette Papiermanschette dies las:

Einst
war meine Seele ein Lämmchen.

Sie packten es,
schoren ihm gierig seinen weißen Flaum,
und auf sein rosiges Schnuffelschnäuzchen schlugen sie mit Knütteln.

Sein jämmerliches Weinen
rührte sie nicht.

Aus meinen Schwielen
wurden Schuppen.


Ich wuchs zum grünen Drachen mit langer Krokodilschnauze,
unter jedem Zahn eine Giftdrüse.

Ich beiße alle in den Bauch!

Sie weichen mir aus.


Ich bin böse, unchristlich und überhaupt ein Gemütsmensch. [1]


Wie ich von Viebahn erfuhr, war der Fund rein zufällig. Interesse am 1899 veröffentlichten Gedicht des Holzschülers Rolf Wolfgang Martens (1868 bis 1928) gab den Ausschlag für die Übernahme in sein Blatt: die triftigen Bilder für Sozialisationserfahrungen und das zähnebleckende Grinsen über deren Konsequenz. Da war doch einmal ein vergessenes Gedicht bei einem rechtlichen Adressaten angekommen.


Der Fall: Arno Holz und seine ‚Schule‘


Die ersten Lyrikbände von Arno Holz waren 1883 Klinginsherz! und – gemeinsam mit dem Freund Oskar Jerschke (1861–1928) – 1884 Deutsche Weisen, beide inhaltlich wie formal äußerst konventionell. Mit Datierung 1886 erschien 1885 sein virtuoses, formal noch konventionelles, inhaltlich aber rebellisch provokantes Buch der Zeit, die „Lieder eines Modernen“, und zwar bei Jakob Lukas Schabelitz’ auf ‚linke‘ Literatur spezialisiertem Verlags-Magazin in Zürich, weil im Deutschen Reich nicht unterzubringen: Bismarcks mit Geld- bis Haftstrafen und Ausweisung bewehrtes Sozialistengesetz galt noch. Detlev von Liliencron zu diesen Gedichten: „Arno Holz ist ja wüster, rothester Socialdemokrat.“ [2] Nicht nur das Politische war heikel: Von „unzüchtiger Schrift“ war in einem Gerichtsverfahren gegen Paul Ernst die Rede, der sich das Buch aus der Schweiz hatte kommen lassen. Das Verfahren wurde aber eingestellt, weil die Verbreitung des Buches zu gering sei. [3] Die Anfangsstrophe des im Buch der Zeit enthaltenen Zyklus „Phantasus“ über die Lebensumstände und phantasierten Fluchten eines verhungernden Dichters:

Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne,
Vom Hof her stampfte die Fabrik,
Es war die richtge Miethskaserne
Mit Flur- und Leiermannsmusik!
Im Keller nistete die Ratte,
Parterre gab’s Branntwein, Grogk und Bier,
Und bis ins fünfte Stockwerk hatte
Das Vorstadtelend sein Quartier. [4]


1898 dann ließ Holz sein nun ganz anders daherkommendes erstes Heft Phantasus mit fünfzig Gedichten erscheinen, ursprünglich gedacht als erste Lieferung eines tausend Gedichte umfassenden „Weltbilds“, [5] darunter dies:

Draussen die Düne.

Einsam das Haus,
eintönig,
ans Fenster
der Regen.

Hinter mir
tictac,
eine Uhr,
meine Stirn
gegen die Scheibe.

Nichts.


Alles vorbei.

Grau der Himmel,
grau die See
und grau
das Herz. [6]

1899 folgte das zweite Heft mit weiteren fünfzig, parallel die Schrift Revolution der Lyrik. Darin verteidigte Holz den Ansatz zu seiner neuen Lyrik, um die er sich seit Mitte der 1880er Jahre bemüht hatte. Ein frühes, 1886 geschriebenes Gedicht dieser Machart [7] nahm Holz in die zweite Auflage des Buchs der Zeit von 1892 auf, [8] ließ später das erste Phantasus-Heft damit beginnen; weitere Beispiele in Otto Julius Bierbaums Modernem Musenalmanach auf das Jahr 1893. [9] Er legte es auf ein unemphatisches Parlando an, ungewohnt für damalige Lyrik. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts überwogen in der deutschsprachigen Literatur Gedichte mit gereimten und metrisch geordneten Verszeilen bei Weitem, wenn auch reimlose und weniger streng getaktete Lyrik in ‚freien Rhythmen‘ geläufig geworden war, seit kurz nach Mitte des 18. Jahrhunderts Klopstock als Erster seine Literaturwelt damit überrascht hatte. Doch solche Lyrik hatte so gut wie zwingend in ‚getragenem‘ Ton von tendenziell ‚erhabenen‘ Inhalten zu sprechen.

Holz verstand damals seine Phantasus-Gedichte biologistisch als „Einzelorganismen“ und stellte sich vor, aus ihnen „nach und nach einen riesigen Gesamtorganismus zu bilden“. [10] Zu den geplanten tausend Gedichten in „natürlichen Rhythmen“ [11] kam es nicht. Stattdessen waren die Gedichte von 1898/99 motivische Rahmen für die ab 1916 erscheinenden Phantasus-Großfassungen, „Stecklinge“, wie – ebenfalls biologistisch – von Hans W. Fischer in seiner Begleitkommentierung zur Holzschen Werkausgabe von 1924/25 genannt. [12] Im extremsten Fall wurde aus einem fünfzehnzeiligen Gedicht jeweils der ganze zweite Band der dreibändigen Phantasus-Fassungen in den Werkausgaben bei Dietz (1924/25) und bei Luchterhand (1961–64), die ersten fünf und die letzten vier Wörter überall gleich. [13]

Ungewohnt an den Gedichten der beiden Phantasus-Hefte war zudem das Druckbild mit den auf Mittelachse gesetzten Zeilen. Holzens Gedanke dabei: Die Mittelachsanordnung soll auf die „Lautbilder“ der Gedichte weisen. [14] Auch diese rein typographische, quasi als Regieanweisung gedachte, inhaltlich jedoch belanglose Eigenheit stieß auf Befremden. Holz beobachtete:

Meine „dünnen Bändchen mit sozusagen poetischem Inhalt“ inspirieren zu den glücklichsten Neologismen. Die sterilsten Köpfe, vor diese Aufgabe gestuppst, gebären plötzlich: „Vertikalachsenpoesie“, „Depeschenstil“, „Drahtpoeme“, „Spaliergedichte“ et cetera! Das ist gewiß alles recht gut und schön. Aber die Palme, der Lorbeer, die Krone gebührt doch unbedingt dem, der auf die „rotierenden Gedichte“ verfiel. Rotierende, weil sie sich um ihre Achse wie Kreisel drehn! [15]


Ein paar Jahre nach dem Erscheinen der beiden Phantasus-Hefte merkte Louis Benoist-Hanappier zur Rezeption an:

So wenig es auch in dem letzten Decennium des vorigen Jahrhunderts an allerhand seltsamen Versuchen auf dem Gebiete der Lyrik gefehlt hat, muß man eingestehen, daß die von Arno Holz 1898 – 1899 unter dem Titel „Phantasus“ herausgegebenen beiden Büchlein wohl dazu geeignet waren, die literarische Leserwelt in Erstaunen zu setzen. […] Selbst den Zeitgenossen eines Detlev von Liliencron mußten solche Verse als etwas Unerhörtes, noch nie Dagewesenes vorkommen. [16]


Zum „Erstaunen“ trug überdies bei, daß Holz nicht allein mit seinen beiden Phantasus-Heften hervortrat, sondern in Gesellschaft vierer ‚Schüler‘: 1898 und ’99 erschienen zwei Hefte Neues Leben von Georg Stolzenberg, 1903 ein drittes, 1899 Meine Jugend I von Reinhard Piper, Befreite Flügel von Rolf Wolfgang Martens und Farben von Robert Reß. [17] Holz hatte nämlich eine einmal wöchentlich in seinem Dachatelier in der Deutsch-Wilmersdorfer Pariser Straße tagende Dichterschule begründet.

Stolzenberg (1857–1941) war Klavierlehrer und Komponist mit zeitweise einigem Erfolg. Der damals frischgebackene Buchhandelsgehilfe und nachmalige Verleger Piper (1879–1953) hatte für seine Gedichte das Pseudonym Ludwig Reinhard gewählt, weil er sich „nicht im Geschäft von den Kollegen als ‚Dichter‘ anuzen lassen“ wollte. [18] Der Schauspieler und Schriftsteller Martens (1868–1928) veröffentlichte u. a. 1903 die Tragödie Störtebecker. Der Sänger und Gesangslehrer Reß (1871–1935) trat später mit einigen Buchveröffentlichungen für Arno Holz ein. [19]

Intern bezeichneten sich Holz und seine Mitdichter scherzhaft als Regiment Sassenbach, wie die Formation vom Berliner Börsen-Courier nach ihrem Verleger Johann Sassenbach getauft worden war. [20] An dessen 1895 gegründeter Zeitschrift Der sozialistische Akademiker hatte Arno Holz gleich zu Anfang als Redakteur und Beiträger mitgearbeitet. Der gemeinsame Auftritt als Gruppe – angekündigt mit einem Innenplakat „Neue Lyrik“, von Wilhelm Jordan (1871–1927) farbig lithographiert, auch als Anzeige im Pan [21] – war Holzsche Strategie. 1903 schrieb er an Martens:

Daß ich damals dem ersten Heft „Phantasus“ noch das zweite Heft folgen ließ, hatten Sie, wenn ich Sie seiner Zeit recht verstand, selbst gebilligt; weil Sie ebenfalls sahen, und zwar genau so klar wie ich, daß mit jenem e i n e n Vorstoß noch nichts geleistet war. Erst als unsre ganze „Schule“ dastand, war jenem betreffenden gradezu „kulturellen“ Moment der genügende Nachdruck gesichert! [22]



Gegenwind damals


Zu ihrer Zeit blieben die Gedichte des Regiments Sassenbach nicht ganz und gar unbeachtet. Gedichte von Arno Holz, Robert Reß und Georg Stolzenberg gingen in Hans Benzmanns mehrfach aufgelegte Anthologie Moderne deutsche Lyrik ein. [23] Wie Helmut Scheuer anmerkt, [24] hätte sich Hanns von Gumppenberg für sein Parodienbuch Das teutsche Dichterroß in allen Gangarten vorgeritten auch kaum die Holzschüler vorgenommen – darunter Martens mit dem eingangs zitierten Gedicht –, wären sie dem Lesepublikum gänzlich unbekannt gewesen. [25] Gero von Wilperts Unterscheidungen nach zu urteilen, [26] fallen die Gumppenbergschen Parodien unter die Kategorie „komische P.“, „aus Lust an komischer Abwandlung des Stoffes“. Ebenso das, was noch vorm Erscheinen des zweiten Phantasus-Hefts ein Otto Erich – vermutlich Otto Erich Hartleben, der 1899 die Ibsen-Parodie Der Frosch veröffentlichte – im Februar des Jahres auf einer Seite der Jugend als „Siebengestirn moderner Lyriker“ bot. Er nahm dort außer Stefan George, Hugo von Hofmannsthal, John Henry Mackay, Richard Dehmel, Otto Julius Bierbaum und Franz Evers auch Arno Holz aufs Korn:

Interieur

Ich
liege auf dem Bauche und kaue Tabak.
Ein Brimmer! . . .
Scheusslich.
Hin und wieder
spitz ich die Lippen
und
pfeife auf das ganze Familienleben. [27]


Parodien in den Fliegenden Blättern dagegen wären mehr der Wilpertschen Kategorie „polemische P.“ zuzuordnen: „scharfer, fanatischer und schmähender Angriff auf Verfasser und Werk mit dem Ziel, sie der Lächerlichkeit preiszugeben und das eigene Überlegenheitsgefühl zu stärken“. In seinen nicht gerade kleinen Fundus bewährter Zielscheiben – zänkische, geschwätzige, begriffsstutzige, verschwenderische Weibsleut’, Radler, nach Geld heiratende Adlige und Offiziere, verbummelte Studenten, zerstreute Professoren, Alpentouristen, progressive Maler, Bauern und selbstverständlich Juden – hatte das Blatt die „modernen Dichter“ aufgenommen. So mit diesem „Dilemma“:

Wenn ich nur wüßte, ob ich mein neuestes Gedicht als ernstgemeint an eine moderne Zeitschrift oder als Ulk an ein Witzblatt einsenden soll! [28]


1899 erschien dort zwei Seiten lang „Die Literatur im zwanzigsten Jahrhundert“, deklariert als „Ein Rückblick, geworfen auf der Universität Wien im Jahre 2000 von Professor Adalbert Schreibkrampf“, darin:

Das Verdienst, als erste das Gemeinverständliche mit kühnem Schwertschlag aus dem Tempel der Dichtkunst gejagt zu haben, gebührt der Dichterschule der Labyrinthiker. […] Den Labyrinthikern reihten sich an: Die Symboliker, die Illusionisten und die Idiotiker. Von den letzteren fand namentlich Casimir Herzig großen Beifall mit seinen „Reiseeindrücken eines Stubenhockers“, die unter anderen das prächtige Stimmungsbild „An der Nordsee“ enthalten. Es lautet:


Vor mir
Eine Düne …
Hinter mir
Eine Uhr
Tick tack …
Sonst nichts … [29]


Holzens Demonstration einer als gegenwartsgerecht gedachten Lyrik gegenüber setzte es seitens der Kritik Invektiven ähnlichen Kalibers. Aus einer von Holz zusammengetragenen Kollektion von Reaktionen auf seine beiden Phantasus-Hefte:

Mann der „unfreiwilligen Komik“ […] Perlen höheren Bödsinns […] Afterkunst […] Fäkal-Dichtungen […] Möge die Prachtausgabe dieses „Phantasus“, auf weichem Arno-Holz-Papier, bald in keinem deutschen Familienkloset fehlen! [30]


Im Jahr 1900 geht Richard M. Meyer in seiner zweibändigen Darstellung Die deutsche Literatur des neunzehnten Jahrhunderts zu den neuen Tendenzen in der Lyrik der 1890er Jahre auf Abstand. Er zieht einen 1823 verfaßten Brief Nikolaus Lenaus an, in dem dieser überlegt, ob sich aus einer Reihung einzelner „Züge der Natur“ – „ohne Ausführung ins Genaue, bloß nebeneinander hingeworfen“ – Wirkung gewinnen lasse, und fährt fort:

In der Tat – eben dies haben in ihren „Gedichten in Prosa“ Whitman und seine deutschen Nachahmer wie Holz und Schlaf, Paul Ernst, Anna Croissant-Rust versucht. Im Prinzip ist es nichts anderes, als jenes formlose Ausschreien der herrschenden Eindrücke, das an der Bahre des gefallenen Negerhäuptlings oder beim Ausziehen einer Indianertruppe in den Krieg ertönt; und in eben der gesuchten Schlichtheit, die mit der Verfeinerung des Eindrucks selbst, mit der raffinierten Auswahl der Suggestionen so merkwürdig kontrastiert, liegt die eigentümliche Wirkung dieser „Suggestionspoesie“. [31]


Arno Holzens Phantasus-Gedichte von 1898/99 sind für Meyer – auf der Seite der ‚Hauptmannianer‘ im Literaturstreit mit den ‚Holzianern‘ – „herausfordernd-formlose, patzig prosaische Improvisationen“. [32] Ohne Namensnennung kommt er auf die Holz-Schule zu sprechen, „diese neue Dilettantenschule“. Folgende Medisance läßt auf die Natur der Meyerschen Ablehnung durchblicken:


Schrecklich aber sind die, die ganz aus der Doktrin selig werden. Ein neuer Dichterhabitus ist Mode geworden: weiche bartlose Gesichter mit glattem, mauerartig anliegendem Haar und sehr weicher Stimme schauen aus samtkrägigen langen Röcken im Schnitt der Biedermeierzeit heraus. Von ihnen erscheinen jeden Tag Bändchen voll bedeutungsloser Impressionen; was man sonst dem Tagebuche anvertraute, muß nun unter den Titeln „Meine Jugend“, „Neues Leben“, „Befreite Flügel“, „Farben“ u. dgl. ins feindliche Leben hinaus. [33]


Im Jahr darauf stimmte Adalbert von Hanstein ein. In seinem Buch Das jüngste Deutschland heißt es über Holz und seine „Jünger“:

Alles Ernstes glaubt Arno Holz, daß dieser neue Stil von allen Dichtern später angenommen werden müsse, wenn nicht die Lyrik im Dilettantismus der Form vollständig untergehen solle. Nur ein Arno Holz kann verlangen, daß man ihm auf solche Behauptung ernsthaft antwortet – nämlich: daß gerade dieser neue Stil dem Dilettantismus die Pforten sperrweit öffnen würde, denn so kann schließlich jeder – „dichten“. Den besten Beweis dafür hatte der Erfinder darin, daß sogleich eine Anzahl Jünger bei demselben Verleger (Sassenbach in Berlin) in derselben Manier zu dichten anfingen. [34]


Das klingt bald nach dem philiströsen ‚Das kann mein Fünfjähriger auch!‘ etwa vor einem Picasso-Bild. Holz hatte zugetragen bekommen, was ein „in seinen Kreisen beliebter Hochzeitsdichter“ spontan zum ersten Phantasus-Heft befand: „wat? – Son Ding schuster ick an een Nachmittach zusammen!“ [35] Von einem „Heinrich mir graut vor dir“, Heinrich Hart ist gemeint, zitiert Holz in der Revolution der Lyrik:

Man braucht nur den Versuch zu machen und wird finden, daß es selbst für den Laien, der bisher jeden Umgang mit der Muse vermieden hat, die bequemste Sache von der Welt ist, innerhalb eines Abends zwei- bis dreihundert Oden und Hymnen im Holzton zusammenzudichten. Man braucht nur auf einen Gegenstand wie hypnotisiert hinzustarren und die Eigenschaften des Dinges lautsprechend zu beschreiben, und zwar mit dem gehackten Tonfall, den man einem buchstabierenden Kindlein ablauschen mag. [36]


Etwa in diesem Sinne zitiert von Hanstein Stolzenbergs Gedicht „Ein Engel / hebt mich“ [37] und fragt gereizt:


Ist das nun von Holz oder Stolzenberg? Ja – ist es überhaupt wert, von irgend jemandem zu sein? Ewig schade ist es nur um den Dichter des „Buches der Zeit“!


Auch Engelbert Arnold übernahm vier oder fünf Jahre später für seine Illustrierte deutsche Literaturgeschichte den Dilettantismus:

Dieser lyrische Telegrammstil war wie kein zweiter geeignet, dem Dilettantismus und der Talentlosigkeit freie Bahn zu schaffen. Holz’ gelehrigste Schüler sind: Georg Stolzenberg (geb. 1857), dessen „Neues Leben“ (1898) ihn auf den Wegen seines Vorbilds zeigte, Ernst Schur (geb. 1876 in Kiel), dessen lyrische Künsteleien und Interpunktionsgaukeleien unbedeutend sind gegenüber seiner kritischen und feuilletonistischen Produktion, und der Prager Robert Reß (geb. 1871), bei dem die Buchschmuckspielerei eine große Rolle spielt. [38]


Was Arnold auf die „Buchschmuckspielerei“ bei Reß gebracht hat, ahne ich nicht. Das Brandstettersche Obral-Wörterbuch von 1927 zum Stichwort Buchschmuck: „Kopfleisten, Umrahmungen und sonstige Verzierungen und Füllstücke bei Seitenanfängen, Seiten- und Zeilenausgängen, Initialbuchstaben usw.“ Alles im Heft Farben von Reß ebenso wenig zu finden wie in den andren Heften des Regiments Sassenbach. Die durchgängige Verwendung einer extrem schmalen Egyptienne in den Farben kann eigentlich nicht gemeint gewesen sein.


Originalgröße: 97 mm × 144 mm


Albert Soergel etikettierte 1911 in Dichtung und Dichter der Zeit Holzens Gefolgsleute als „Nachfolger und Nachahmer“, doch anders als Meyer, von Hanstein und Arnold unterschied er wenigstens ein bißchen innerhalb der „Schule“:


Sie kopierte die Eigenart seines Rhythmus, sie übernahm Motive und variierte sie unglücklich, sie scheiterte an der Klippe der Trivialität und wirkte unfreiwillig auch mal komisch. Weniges haftet in der Erinnerung, wie einiges von Georg Stolzenberg, der ein feiner Naturschilderer ist und manche Kindermärchenstimmung trifft […]. Dagegen wirken die Gedichte von Robert Reß und Reinhard Piper schon wie Parodien auf die Holzsche Form. Und bezeichnend: sie schweigen nach dem einen Buche. Nur Ernst Schur hält mit einer Zähigkeit, die man bewundern kann, bis zu seinem letzten Buch „Weltstimmen“ (1908) an dem reimlosen notwendigen Rhythmus fest. Eine reichere Entwicklung hat von allen Holzjüngern nur einer gehabt, der Dichter der „Polymeter“: Paul Ernst. [39]


Die Polymeter von Paul Ernst (1866–1933), der sich im Streit von Holz getrennt hatte, bevor es ans Veröffentlichen der Gedichte ging, läßt Soergel nicht gelten: „in Wirklichkeit keine Gedichte, sondern Notizen zu Gedichten“. [40] Daß demgegenüber Stolzenberg bei Soergel Anklang fand, lag vielleicht an mancher im Jugendstil verhafteter Besinnlich- und Sinnigkeit in seinen Gedichten. Womöglich auch aus diesem Grund nahm Hans Benzmann nicht weniger als neun Gedichte von Stolzenberg in die Anthologie Moderne deutsche Lyrik auf, vier mehr als von Arno Holz. Anhand von Gedichten der Schüler, die Arno Holz in Revolution der Lyrik vorgestellt hatte, nannte der Zeitgenosse Karl Hans Strobl als „wohl die begabtesten unter seinen Jüngern“ ebenfalls Stolzenberg wie auch den – soweit mir bekannt – sonst nie Erwähnung findenden Rolf Wolfgang Martens. [41]

Soergel war offensichtlich – wie auch anders? – von seinem literarischen Geschmack geleitet. Es sind vermutlich die vom Regiment Sassenbach unternommenen Erkundungen der Poesie des vermeintlich Unpoetischen mit Ingredienzien wie etwa Chloroformmaske, spanischer Fliege, Ausklopper und Bonbontüte, die ihm als trivial erschienen. Als unfreiwillig komisch scheint er Gedichte empfunden zu haben, die – nicht selten beim Regiment Sassenbach – bewußt aufs Komische angelegt waren. War Soergels Sinn für Humor begrenzt? Mit dem 1901 von Ernst von Wolzogen in Berlin gegründeten Überbrettl sowie Detlev von Liliencrons und Victor Bausenweins Trianon-Theater hatte er gewisse Schwierigkeiten, sah dort „Läppisches, Pikantes und Sentimentalität“. [42] Der auf Unselbständigkeit zielende Vorwurf, die Angehörigen der Schule hätten Motive von Arno Holz übernommen, beruht insofern auf einem Mißverständnis, als verabredete Parallelverarbeitung dieses oder jenes Motivs zu den Arbeitspraktiken der Gruppe gehörte. [43]

Nach Soergels Abfertigung von Reß und Piper als Dichter mit nur einem Buch zu schließen, galt auch damals das Prinzip ‚publish or perish‘. Der „Holzjünger“ Paul Ernst beeindruckte Soergel nicht durch Lyrik, sondern durch „reichere Entwicklung“, was sich auf seine Rolle fürs neuklassische Drama bezog. [44] Der von Arnold wie von Soergel genannte Ernst Schur (1876 bis 1912) stand dagegen in keiner Verbindung mit dem Regiment Sassenbach. Von seinen 1897 erschienenen Gedichten erinnern manche mit ihrem Druckbild an die Phantasus-Gedichte. [45] Wenn dann auch noch eins seiner Gedichte an das ekstatisch abgehandelte Klaviermotiv bei Stolzenberg und Piper anklingt – „Ich singe ihnen meine Lieder vor“ [46] beziehungsweise „Mittags sitze ich am Klavier“ [47] –, mag es nahegelegen haben, auch Schur den „Holzjüngern“ zuzurechnen:

Ich lag und lauschte; langsam nur
bewegte leiser Abendwind
den Vorhang vor dem Fenster hin und her –


ich lag und lauschte –
unaufhaltsam goß sich’s her

und immer noch saß einer am Klavier

und spielte,

als brächt’ er sich

um seine Seele. [48]

Nachdem 1898 Holz und Stolzenberg in gemeinsamem Auftritt das jeweils erste Heft von Phantasus und Neues Leben präsentiert hatten, Paul Ernst als Abweichler seine Polymeter, sah Franz Servaes – insofern Ausnahme – diese drei Publikationen fern aller Pauschalisierung auf individuelle Töne hin an. [49] Nach etwas ausführlicherem Hineinsehen in Holzsche Gedichte fand er als Formel für ihn: „bizarrer Ornamentiker“. Paul Ernst erschien ihm als Gegenpol:

Bei Holz ist alles laut und deutlich, scharf, farbig und umrissen, bei Ernst ist die Stimme leise, fast flüsternd, die Linienführung verfließend, verzitternd.


Wieder ganz anders dann Stolzenberg:

Er strudelt, wie’s scheint, seine Sachen so hin, hat mitunter köstliche Einfälle voll bunter Naivetät, verhaut sich aber auch gerne, daß der Wald nur so kracht. Er gehört deswegen von rechtswegen zur Gruppe, weil er seinem ganzen Naturell nach der geborene Impressionist ist, von impulsivem, rasch-verzücktem Wesen, und dabei so kreuzbrav! Von dem durchgebildeten Formeninstinct eines Arno Holz hat er keine Ahnung.


Servaes’ differenzierende Betrachtung erschien allerdings im Feuilleton einer Wochenzeitung, insofern von vornherein mit weniger autoritativer Anmutung denn buchstark Präsentiertes. Sie wirkte jedenfalls nicht als Beispiel für andere. – Im Übrigen hat auch von Gumppenberg für sein Parodienbuch alle fünf Autoren des Regiments Sassenbach als Individuen mit jeweils eignen Zügen wahrgenommen und keinen Unterschied zwischen etwa einem ‚Meister‘ und ‚Schülern‘, ‚Nachahmern‘ oder ‚Jüngern‘ erkennen lassen.

Die Misere in der Rezeption, wie sie Arno Holz und seine Schüler mit ihren Gedichten erlebten, ist in mancher Hinsicht Wiederholung dessen, was Holz und seinem Kompagnon Johannes Schlaf mit dem Naturalismus ihrer Prosa der Neuen Gleise und ihres Dramas Die Familie Selicke widerfuhr. Dazu gab es anerkennende Befunde wie Theodor Fontanes Feststellung: „hier trennt sich Alt und Neu“. [50] Bei andren verband sich Anerkennung mit Reserve. Albert Soergel befand: „korrekt, aber langweilig“. [51] Doch das wurde übertönt von oft subrational aggressiven Angriffen vom Standpunkt bürgerlich-konventionellen Anstands à la „diese Tierlautkomödie ist für das Affentheater zu schlecht“. [52] Auch all so etwas ist insofern als Trefferanzeige zu werten, als es deutlich macht, wie sehr es damals an der starken „Aufnahme- und Assoziationsbereitschaft“ mangelte, die in späterer Sicht Siegwart Berthold gefordert sah. [53]


Gegenwind dauert an


In Gestalt der Nummer 8549 von Reclams Universal-Bibliothek sind die beiden Phantasus-Hefte von Arno Holz faksimiliert im Buchhandel erhältlich. Auch rückblickende Anthologien bringen das eine oder andre Gedicht. Die Gedichte von Martens, Piper, Reß und Stolzenberg dagegen hätten letztlich auch ungedruckt bleiben können. Literarhistoriker, bei denen die Lyrik der ‚Arno-Holz-Schüler‘ randlich in den Blick kommt, bleiben auf Abstand. Soergels und anderer griffige Wertungen ‚von damals‘ haben sich in der Literaturwissenschaft zuverlässig und unrevidiert gehalten.

So zieht Gerhard Schulz im Nachwort zum Reclam-Phantasus Soergels immerhin ein bißchen unterscheidendes Urteil aufs Negative hin zusammen: „Aber was hier herauskam, waren unfreiwillige Parodien.“ [54] Helmut Scheuer fand 1971 in den Schülergedichten „zu oft die banale assoziative Technik in holprigen Versen“. [55] In der bezüglichen Anmerkung dies Gedicht von Robert Reß als Beleg:

Aus der Sofaecke
predigt mein alter Grosspapa.

„Junge!
Dass Du nie heiratest!“
Entfaltet eine rote Kinderwindel
und schneuzt noch einen Placken Schnupftaback hinein.

Durch das Stübchen summen die Fliegen. [56]


Ich für meinen Teil lese diese Miniatur als ganz pfiffiges, kabarettgeeignetes Scherzo – keineswegs das einzige bei dieser Dichtergruppe. ‚Nicht ohne‘ der paradoxen bis grotesken Zuspitzungen wegen. Als Beleg für Abwertung scheint es mir nicht zu taugen.

Nach derselben Methode – und mit demselben Gedichtbeispiel wie knapp zweieinhalb Jahrzehnte zuvor Gerhard Schulz [57] – distanzierte sich 1998 Peter Sprengel von den Holzschülern:

Über ihr künstlerisches Niveau ist wohl genug gesagt durch die Schlußverse des dritten Gedichts aus den Holz gewidmeten „Farben“ (1899) von Robert Reß:


Noch immer springen munter die Zicklein.
Mücken tanzen.
Ein Schaf schaut in die untergehende Sonne.
Bäh! [58]


Die vollständige Version:


Metallisch glänzt der Abendhimmel.

Unter dunklem Geäst
bläst ein Hirt.

Noch springen munter die Zicklein.
Mücken tanzen.
Ein Schaf schaut in die untergehende Sonne.
Bäh! [59]


Sprengel zielt mit seiner Bemerkung auf das Geblöke des Schafs. Genug gesagt? Reß beginnt mit parodistischer Kontrafaktur von „Gott! wie herrlich glänzt der Abendhimmel“, Anfangszeile des Gedichts „Der Sternenhimmel“ von Rudolf Friedrich Heinrich von Magenau, um 1800 entstanden und irgendwann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vertont. Das Lied dürfte eine Zeitlang vergleichsweise populär gewesen sein, Robert Reß gewiß bekannt, dem Gesangslehrerssohn und selbst Sänger und Gesangslehrer. Und wenn nur nicht das Blöken in der Schlußzeile an den verhinderten Dichter Balduin Bählamm denken lassen sollte, bei Wilhelm Busch in ländlicher Umgebung von Mücken zerstochen und von einer Ziege angegriffen. Was wie arkadisches Idyll erscheint, allerdings schon zu Anfang „metallisch“ gestört, zerstiebt vollends.

Als Gerd-Hermann Susen Antreten zum Dichten! rezensierte, [60] meine Ausgabe der Holzschüler-Gedichte, stützte auch er sich auf die alten Aburteilungen. Nach dem Beispiel von Scheuer, Schulz und Sprengel zieht er ein Gedicht von Robert Reß als Beleg für mangelnde Qualität heran, und zwar diese Karikatur:

Er will das grosse Wort sprechen,
das nie gesagte, nie geahnte.

Pumpt sich voll Luft!

Tanzt, wie von der Tarantel gestochen.

Leider passiert ihm ein kleines Malheur. [61]


Und wie bereits Peter Sprengel nutzt auch Susen das Zitierte für ein abwertendes Gesamturteil, Arno Holz einbeziehend:

Dieses Gedicht von Robert Ress (57) könnte durchaus als Motto der Revolution der Lyrik wie auch dem Wohllebenschen Band vorangestellt werden.


Absichernd noch:

in manchen Punkten geht er [d. i. Wohlleben] Holz und seiner Egozentrik durchaus auf den Leim […]. So ist in einigen Arbeiten bereits nachgewiesen worden, dass Holz’ Phantasus-Heftchen entgegen des Verfassers lautstarker Auskunft (137) kurze Zeit nach Ernsts Polymetern erschienen – da Ernst jedoch auf diesen Umstand niemals Wert legte, hat Holz’ wissentlich falsche Mitteilung mittlerweile den Rang einer kaum widersprochenen Tatsache erreicht.


Zum deutlich, aber unbelegt benannten der inkriminierten Punkte: Dem Anwurf „wissentlich falsche Mitteilung“ halte ich ein von Inge Zöllner in ihrer Arbeit Arno Holz und Paul Ernst von 1983 notiertes Faktum entgegen, nämlich daß das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige in Nr. 91 vom 22. April 1898 das erste Phantasus-Heft, in Nr. 113 vom 18. Mai 1898 die Polymeter meldete. [62]


Gründe?


Arno Holz war gewiß eine ‚problematische Natur‘, sendungsbewußt, beharrlich und mit zuweilen kompromißlos herrisch anmutendem Auftreten. Seine allerlei meist öffentlich, in deutlichen Worten und mit guten Gründen ausgetragenen Auseinandersetzungen – mit Gerhart Hauptmanns Fürsprechern, Johannes Schlaf, Paul Ernst, Richard M. Meyer und anderen – mögen dann zu persönlichen Insulten seitens jeweils gegnerischer Parteigänger gereizt haben. Meyers hämische Abfertigung der Arno-Holz-Schüler liest sich geradezu wie eine Retourkutsche, mit der er auf das reagierte, was Holz, ohne Namen zu nennen, in seiner Phantasus-Selbstanzeige abfällig über Lyriker geschrieben hatte, die der „graue Regenfall der Alltagsrede erstickte“:

Das Kleid dieser wohlhabenden Jünglinge war schwarz vom schweren Violett der Trauer, sehnend grün schillerten ihre Hände, und ihre Zeilen – Explosionen sublimer Kämpfe – waren Schlangen, die sich wie Orchideen wanden. [63]


Aus derlei mag sich die Heftigkeit erklären, mit der seinerzeit der ‚Gegenwind‘ aufkam. Holzens Schüler waren mitbetroffen, fast unisono als irrelevant abgetan. Läßt sich damals angewandten Kriterien sämtlich Dauergültigkeit zuschreiben?

So sind unter den Schülergedichten manche, deren Gefühligkeit zu ihrer Zeit zulässig war und von Fall zu Fall – siehe Soergel und Benzmann – genossen wurde, inzwischen aber längst fremd geworden ist, laut Dirk Uwe Hansens Rezension im Internetportal poetenladen „dem heutigen Leser vielleicht […] wirklich nach Oberstufenschülerlyrik“ klingen könne. [64] Das ist auch wieder Kriterium als Empfindenssache und betrifft insbesondere Georg Stolzenberg. Hansen zitiert als plausiblen Beleg die ersten fünf Zeilen dieses Gedichts:

Wer mein Freund ist?

Ein Baum
auf der weiten Haide
einsam,
krank.

Die Sonne scheidet.

Im Ginster
tastet sein Schatten;
weitaus –
schneckenhaft.

Ich schlinge meinen Arm um ihn!

Leise, leise wiegt er
hin und her. [65]


Insgesamt wundert mich, daß – wie zwanghaft – in späteren Bezugnahmen allein humoristische Gedichte, allesamt brettlgeeignete Jocosa von Robert Reß, vorgesucht wurden, um mit ihnen und per Rückgriff auf zeitgenössische Urteile eine pauschale Abqualifizierung der Holzschüler und ihrer Lyrikproduktion zu begründen. Nun gut: Humor ist halt Glückssache … was Erzeuger wie Verbraucher betrifft. Das ließ auch Arno Holz durchblicken, als er auf eine Herabsetzung in Franz Mehrings „Ästhetischen Streifzügen“ entgegnete:


Das Gedicht „Heut früh sang ich drei Liebeslieder“, [66] durch das Georg Stolzenberg dem „neuen lyrischen Prinzip“ einen „vernichtenden Streich versetzt“ haben soll, finde ich in seinem Humor geradezu kostbar. Mithin Urteil gegen Urteil. [67]


Neben den humoristischen gibt es bei den Holzschülern weitere Gedichte, die sich gleichfalls nicht gut fürs Abqualifizieren eignen. Ressens verzweifelt prophetisches Schützenwiesen-Gedicht über eine vaterländische Feierlichkeit zum Beispiel. [68] Ebenso sein Kurzgedicht über ein Kinderbegräbnis:

Der Pastor spricht ein Gebet.

Kaum weint die Mutter.

Schon im Gespräch über den nächsten Kegelabend
steckt der Vater am Kirchhofsthor
die Cigarre in Brand.

Jetzt steht die Wiege leer fürs Nächste. [69]


Darin geht es sicherlich nicht – oder nicht nur – darum, leichthinniges Kindermachen zu denunzieren. Vielmehr legte Reß 1899 den Finger auf einen sozialen wie medizinischen Miß- bis Notstand: die damalige hohe Kinder-, speziell Säuglingssterblichkeit. Wie wenig die leidtragenden Eltern in seinem Gedicht vom Tod des Kleinkinds berührt zu sein scheinen spricht von hochgradigem Gewohntsein. 1907 gab der Große Meyer im Eintrag „Kindersterblichkeit“ an, [70] daß 1902 in Berlin von 100 Lebendgebornen 17,7 vor Ablauf des ersten Lebensjahrs starben, betroffen vor allem der „Arbeiterstand“. 1891 waren es in Berlin laut Pierer noch 28,5 gewesen. [71] Zur Dimensionierung der Zahlen: Für die Neonatalerhebung 2007 der Ärztekammer Berlin wurden 3,49 Promille ermittelt.

Die Holzschüler waren also keineswegs beständig sentimental Verzückte. Und wenn einmal Scherzbold, dann mit voller Absicht. Deshalb noch einmal zum literarischen Kabarett. Angeregt durch Otto Julius Bierbaums 1897 erschienenen Roman um den unglücklichen Tingeltangel-Gründer Stilpe, [72] gab es in Berlin schon bald nach dessen Erscheinen verschiedene Ansätze zum literarischen Kabarett. Der Verleger Johann Sassenbach war an einer solchen Initiative beteiligt, [73] gut bevor 1901 das Überbrettl aufmachte. Es ist davon auszugehen, daß Arno Holz und seine Mitdichter von Bestrebungen dieser Art wußten und sich davon stimulieren ließen. Beim Holzschüler Reinhard Piper wurde etwas später Affinität zum Kabarett insofern manifest, als er im Münchner Kabarett Die elf Scharfrichter, etwa drei Monate nach dem Überbrettl eröffnet, als einer der „Henkersknechte“ fungierte: „Als solcher führte ich in den satirischen und burlesken Marionettenspielen allerlei Puppen.“ [74]


Das Schulische


In der Rezeption der Lyrik aus der Arno-Holz-Schule scheint es im Wesentlichen um Benotung der Qualität der Gedichte wie der Fähigkeiten der Urheber gegangen zu sein und noch zu gehen, durchweg mit gesenktem Daumen endend. Arno Holzens mit geradezu missionarischem Impetus betriebenes Unternehmen einer Schreibwerkstatt für Dichtung war und ist damit – mehr oder weniger implizit – als Fehlschlag oder gar als überhaupt lächerliches Vorhaben deklariert und ‚vom Tisch‘, statt als erörternswertes Phänomen sui generis ernst genommen zu werden.

Literarischer Austausch in entsprechenden Vereinen und Gesellschaften war seinerzeit nichts Neues, speziell in Berlin gab es den „Tunnel über der Spree“ und dann später die naturalistisch orientierte „Freie litterarische Vereinigung ‚Durch!‘“. Doch mit ihrer Organisationsform und Zielsetzung war die Arno-Holz-Schule zu ihrer Zeit etwas Ungewöhnliches, von Kollegenseite gern bespöttelt. Richard Dehmel bezeichnete Arno Holz als „Stefan Georges Gegenkreisler“. [75] Servaes vermerkte: „Sehr witzig hat ihn Hermann Bahr einmal als Seminardirector betrachtet, der seinen Jungens mit der denkbar besten, klarsten Methode modernes Dichten beibringt.“ [76]

Was Holz kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts ins Leben gerufen hatte, war eine systematisch betriebene Werkstatt für ‚Kreatives Schreiben‘. Barbara Glindemann erwähnt in ihrer Untersuchung zum „Creative Writing“, daß bereits ab 1880 in den USA „an zahlreichen amerikanischen Universitäten das Programm um Composition-Kurse erweitert und das literaturwissenschaftliche Studium durch Creative Writing ergänzt“ wurde. [77] Daß diese Praxis erst spät in Deutschland aufgenommen wurde, sieht Glindemann an erster Stelle „im ungenügenden internationalen Austausch und in den Nachwirkungen der deutschen Genieästhetik“ begründet, in der „das Genie als Schöpfer einer neuen Welt zum kleinen Bruder Gottes nobilitiert wurde“. Die Verspätung sei zudem „einer weitgehend konservativen Kulturkritik“ geschuldet, „die im Zeitalter der Weltkriege den Gegensatz zwischen tiefer deutscher Kultur und oberflächlicher westlicher Zivilisation konstruiert hat“. [78] Nur an Stefan George gedacht, war Genieästhetik um die Wende zum 20. Jahrhundert weit stärker im Schwange, als es für die heutige Zeit anzunehmen ist. Besitzt dagegen die Abständigkeit, was westlich Oberflächliches angeht, womöglich unterschwellig auch weiterhin Virulenz? Oder sind etwa – dem 1963 bis ’85 von Walter Jens geleiteten Seminar für Allgemeine Rhetorik in Tübingen zum Trotz – solche Kurse nicht akademisch seriös genug?

Die amerikanische Science-Fiction- und Fantasy-Autorin Ursula K. Le Guin war mehrfach „resident writer“ in universitären Workshops für Autoren. „President without the capital P, perhaps“, spezifiziert sie im Vorwort zu einer Sammlung von Teilnehmerarbeiten, die 1975 im Rahmen des von ihr geleiteten First Australian Science Fiction Writers’ Workshop entstanden. [79] Zentral bei solchen Veranstaltungen sei „mutual criticism“. Das ist auch für die Arbeitssitzungen in Arno Holzens Dachatelier anzunehmen, trotz aller präsidialen Kontur, die Holz dort hatte. Le Guins Befund zu ihr vorgelegten Manuskripten:

An uneven lot of stories, one compared to another and also within themselves – lots of good stuff, bogs of imitation, sloughs of despond, lightning flashes of brilliance, great ideas badly worked out, stale ideas beautifully imagined, stories with no ending, stories with adipose middles, stories that were all beginning. [80]


Dem Sinn nach ähnlich und auf seine Weise bildhaft hat sich Arno Holz in einem Phantasus-Gedicht bezüglich der Gedichtentwürfe geäußert, die seine ‚Schüler‘ in die Arbeitssitzungen der Gruppe einbrachten:

Auf meinen Probiertisch,
unter die Schusterkugel,
schleppen die jungen, täppischen Riesen mir ihre Missgeburten.

Die leblosen Gliederchen hängen schief, die Aeuglein drehn sich nicht,
lauter Alräunchen! [81]


Wie nach Paul Ernsts Erinnerungen an Arbeitssitzungen mit Arno Holz anzunehmen ist, bestand dessen Eingreifen zwecks Verbesserung nicht im strikten Verlangen, das ihm Vorgelegte nun auch nach seinen Formulierungsvorschlägen umzuschreiben. Typisch scheint vielmehr gewesen zu sein, daß Holz erklärte, warum ihm etwas als zweifelhaft oder mißlungen erschien, und dann Ernst die Überarbeitung nach eigner Vorstellung überließ. [82] Anregung zur Selbsttätigkeit also.

Außerdem hervorzuheben: Allem Anschein nach hat Arno Holz den Schülern nicht in ihre Motivwahl hineingeredet. Am deutlichsten zu ersehen aus den wenigen überkommenen Gedichten nach Phantasusart des jungen Dichters Paul Victor, der zum Regiment Sassenbach gehörte, bis er Andeutungen von verschiedener Seite zufolge psychotisch wurde. [83] Holz in seiner Weltzugewandtheit hat mit Sicherheit mit dem Timbre dieses 1898 im Pan erschienenen, aller Wahrscheinlichkeit nach im Rahmen der Werkstattarbeit entstandenen Victor-Gedichts herzlich wenig anfangen können:


Vor meinen Augen wächst ein Baum,
ein schwarzer Baum,
ein Totenbaum.

In meinen Ohren gellt ein Schrei —

Sternschnuppen sinken,

in meinen Nächten fliegt
der Totenvogel

dreimal um mein Haupt,
dreimal um meinen First,
dreimal um meinen Himmel. [84]


Holz ‚ließ gelten‘. In einem Antwortbrief an Richard Schaukal, der sich kritisch zu Georg Stolzenberg geäußert hatte, schrieb er:

Es liegt mir natürlich fern, bei Stolzenberg jede Zeile schön zu finden. Nicht einmal jedes Gedicht gefällt mir. Aber trotz aller Ihrer Einwendungen (den meisten stimme ich bei und ich selbst könnte Ihnen gut noch einmal so viel ranschleppen, und noch weit gewichtigere!): bei meiner Grundanschauung bleibe ich: seine Lyrik ist die einfachste und natürlichste, die wir zur Zeit haben. Bei ihm stören mich nur noch z e h n Prozent, bei jedem andern mindestens n e u n z i g. [85]


Wo Robert Reß in seiner propagandistischen, als Unterstützung einer Nobelpreisnominierung gedachten Schrift Arno Holz und seine künstlerische, weltkulturelle Bedeutung auf die Phantasus-Lyrik von 1898/99 kommt, erwähnt er nur kurz die um Holz zusammengekommene „kleine, aber begeisterte Schar von Anhängern und Jüngern“, doch nichts zur Arbeitsweise. Von ihnen sei „später der eine oder andere von seinem Meister kleinmütig wieder“ abgefallen. [86] Diese Bemerkung dürfte auf Paul Ernst und Reinhard Piper gemünzt sein. Beide hatten zunächst Holzens Nähe gesucht. Ernst trennte sich in heftigem Streit. Piper ging auf Abstand, nachdem es wegen zögerlicher Rückzahlung der von Rolf Wolfgang Martens vorgeschossenen Druckkosten für Meine Jugend zu Verstimmung gekommen war. [87] Sowieso habe er sich schon vorher allzusehr von Holz bevormundet gefühlt, der ihm hatte untersagen wollen, das Heft Meine Jugend an Johannes Schlaf und Paul Ernst zu schicken. [88] Ernst bekundete für sich, die anfängliche Hochachtung vor Holz sei „bald“ geschwunden. [89] Ausgerechnet diese beiden „Abgefallenen“ bescheinigten den Erfolg der Holzschen Unterweisung.

Im nachgelassenen, vermutlich als Hintergrundinformation für Kritiker konzipierten Manuskript „Mein Verhältnis zu Arno Holz“ listete Paul Ernst nach allgemeinerem Eingehen auf die Entstehung der Polymeter-Gedichte recht akribisch auf, welche Holzschen Anregungen er übernommen und – vor allem – welche er nicht akzeptiert habe, und schließt:

Trotzdem ist auch das für mich von großem Wert gewesen, denn der Einfluß von Holz bei den Debatten über die Änderungen hat bewirkt, daß ich mich mehr zu concentrieren suchte und Alles straffer zusammenhielt. Ich bin durch ihn vor der Gefahr des Zerfließens bewahrt. [90]


Reinhard Piper registrierte nachhaltigen Nutzen:

In der Unterhaltung lernte ich viel für mein Sprachgefühl. Mein Empfinden für die Wahl des charakteristischen Wortes, für den Rhythmus und den Tonfall des Satzes, besonders das Gefühl für einen natürlichen Sprechton entwickelte sich. Gewiß hatte ich dafür mancherlei Anlage mitgebracht, die besondere Bewußtmachung war mir aber ein Gewinn für mein ganzes Leben. Wie oft mußte ich später Autoren wie Übersetzern zu einem solchen natürlichen Tonfall verhelfen! [91]


Damit bestätigen die beiden, was Barbara Glindemann über gelingende Arbeit in einer Schreibwerkstatt formuliert:

Die Schreibwerkstatt bietet das ideale Umfeld zur ständigen Auseinandersetzung mit dem sich entwickelnden Text. Die Textarbeit ist in der Gruppe tiefgreifender und intensiver als die Einzelarbeit. Richtungsweisend wirkt dabei die Schleife von permanentem Entwerfen, Diskutieren und Umschreiben, der „writing-reading feedback loop“ (Bereiter 1980:89). Diese Methode wird von den Schreibenden zunehmend internalisiert, so daß sie letztlich zur Unabhängigkeit von der Gruppe avancieren. [92]


1] Rolf Wolfgang Martens, Befreite Flügel, Berlin 1899, S. 15 (s. dazu den Vermerk in Anm. 17).
2] Detlev von Liliencron, Ausgewählte Briefe, hrsg. von Richard Dehmel, Berlin 1910, Bd. 1, S. 118.
3] Helmut Scheuer, Arno Holz im literarischen Leben des ausgehenden 19. Jahrhunderts (1883 – 1896). Eine biographische Studie, München 1971, S. 57.
4] Arno Holz, Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen, Zürich 1886, S. 394. – Letztfassung in: Arno Holz, Werke, hg. von Wilhelm Emrich u. Anita Holz, Neuwied, Berlin-Spandau 1961–1964, Bd. 5, Abt. Das Buch der Zeit, S. 79.
5] Arno Holz, Das Werk. Erste Ausgabe mit Einführungen von Dr. Hans W. Fischer, Berlin: 1924/1925, Bd. 10, S. 544.
6] Arno Holz, Phantasus. Verkleinerter Faksimiledruck der Erstfassung, hrsg. von Gerhard Schulz, Stuttgart 1968 u. ö. (= Universal-Bibliothek 8549), S. 49.
7] So Hans W. Fischer in: Holz, Werk, a. a. O., Bd. 1, S. II.
8] Arno Holz, Buch der Zeit. Lieder eines Modernen, 2., verm. Aufl., Berlin W 1892, S. 288-290.
9] Moderner Musen-Almanach auf das Jahr 1893. Ein Sammelbuch deutscher Kunst, hrsg. von Otto Julius Bierbaum, München 1893.
10] Arno Holz, Briefe. Eine Auswahl, hrsg. von Anita Holz u. Max Wagner, München 1948, S. 127.
11] So in der „Selbstanzeige“ in Maximilian Hardens Die Zukunft vom 30. 4. 1898. In: Holz, Werk, a. a. O., Bd. 10, 487-508.
12] Hans W. Fischer, Arno Holz. Eine Einführung in sein Werk, Berlin 1924, S. 130.
13] Holz, Phantasus, a. a. O., S. 74. („Gottseidank! // Die Hausthür ist zu, mich kann Niemand mehr besuchen. // Ich öffne ein Päckchen ‚Blaubienenkorb‘ / und stopfe die lange Pfeife. // Es regnet so schön. // In den Schlafrock gewickelt, / die Tapete entlang, / fährt sichs jetzt prächtig nach alten Ländern. // Alles versinkt! // Aus einem stillen, himmlisch blauen Wiesenwässerchen / mit bunten, gespiegelten Blumen und Wolken / lande ich in ein Städtchen. // Die dünnen Gräserchen über die bröckelnde Rundmauer blinken noch, / jedes sich drehende Wetterfähnchen / erzählt mir eine Geschichte.“)
14] Holz, Werk, a. a. O., Bd. 10, S. 623.
15] Ebd., S. 558.
16] Louis Benoist-Hanappier, Die freien Rhythmen in der deutschen Lyrik. Ihre Rechtfertigung und Entwicklung, Halle a. d. S. 1905, S. 60, 61 f.
17] Martens, a. a. O.. – Ludwig Reinhard [= Reinhard Piper], Meine Jugend I, Berlin 1899. – Robert Reß, Farben, Berlin 1899. – Georg Stolzenberg, Neues Leben, Berlin 1898. – Ders., Neues Leben. Zweites Heft, Berlin 1899. – Ders., Neues Leben. Drittes Heft, Berlin 1903. – Alle enthalten in Antreten zum Dichten! Lyriker um Arno Holz. Rolf Wolfgang Martens, Reinhard Piper, Robert Ress, Georg Stolzenberg, Paul Victor, hrsg. von Robert Wohlleben, Leipzig 2013. Die Gedichte dort fortlaufend wiedergegeben, Seitenzählung der Hefte in den Randspalten.
18] Reinhard Piper, Vormittag. Erinnerungen eines Verlegers, München 1947, S. 229.
19] Insbes.: Robert Reß, Arno Holz und seine künstlerische, weltkulturelle Bedeutung. Ein Mahn- und Weckruf an das deutsche Volk, Dresden 1913; Ders., Die Zahl als formendes Weltprinzip. Ein letztes Naturgesetz, Berlin-Zehlendorf 1926.
20] Johannes Sassenbach, Erinnerungen. Faksimile, hrsg. von Johannes-Sassenbach-Gesellschaft, Berlin 1999, S. 33 des Faksimiles.
21] Holz, Briefe, a. a. O., nach S. 128; Pan, 4. Jg. (1899), H. 4, Anfang.
22] Ebd., S. 132 f.
23] Hans Benzmann, Moderne deutsche Lyrik, Leipzig 1904. S. 315-318 sieben Gedichte von Holz; S. 455 drei Gedichte von Reß; S. 547-551 neun Gedichte von Stolzenberg.
24] Scheuer, a. a. O., S. 228.
25] Hanns von Gumppenberg, Das teutsche Dichterroß in allen Gangarten vorgeritten, München 1901; zit. nach 11. u. 12. Aufl., München o. J., S. 95-105.
26] Gero von Wilpert, Sachwörterbuch der Literatur, 5. Aufl., Stuttgart 1969, S. 553-555.
27] Jugend, 4. Jg. (1899), Nr. 7, S. 104.
28] Fliegende Blätter, Nr. 2785 (1899).
29] Ebd., Nr. 2801 (1899).
30] Holz, Werk (Anm. 5), Bd. 10, S. 557-561.
31] Richard M. Meyer, Die deutsche Literatur des neunzehnten Jahrhunderts, 3. Aufl., Berlin 1906, S. 862 f.
32] Ebd., S. 793.
33] Ebd., S. 868 f.
34] Adalbert von Hanstein, Das jüngste Deutschland. Zwei Jahrzehnte miterlebter Literaturgeschichte, Leipzig 1901, S. 350.
35] Holz, Werk, a. a. O., Bd. 10, S. 573.
36] Ebd., S. 554 f.
37] Stolzenberg, Neues Leben (1898), a. a. O., S. 15.
38] E[ngelbert]. Arnold, Illustrierte deutsche Literaturgeschichte, 26.–35. Tsd., Berlin 1912, S. 427.
39] Albert Soergel, Dichtung und Dichter der Zeit. Eine Schilderung der deutschen Literatur der letzten Jahrzehnte, Leipzig 1911, S. 543-546.
40] Ebd., S. 862.
41] Karl Hans Strobl, Arno Holz und die jüngstdeutsche Bewegung, Berlin 1902, S. 34.
42] Soergel, a. a. O., S. 826.
43] S. dazu Antreten zum Dichten!, a. a. O., S. 140-142.
44] Soergel, a. a. O., S. 860-867.
45] Ernst Schur, Seht es sind Schmerzen an denen wir leiden, Berlin 1897.
46] Stolzenberg, Neues Leben (1898), a. a. O., S. 55. (Ich singe ihnen meine Lieder vor, / den Herzen von Stein. // Aus dem Klavier / Thränen. // Meine tiefste Seele / schluchzt. // Ich dreh mich nicht um. / Ich weiß: / hinter mir hocken Götzen. / Ihre Opalaugen / träumen mich an. // Ich spiele stärker. / Sie müssen! // Ich schreie! // Plötzlich / zu ihren Füßen / ein rotes, zuckendes Ding . . . // Ich lächle – verlegen.)
47] Piper, Meine Jugend I, a. a. O., S. 8. (Mittags sitze ich am Klavier. // Durchs ganze Zimmer jubelt Mozart. // Das Dach springt auseinander, / leuchtender Himmel fällt herein, / tausend Kinderstimmen singen.)
48] Schur, Seht …, a. a. O., S. 48.
49] Franz Servaes, Impressionistische Lyrik, in: Die Zeit (Wien), 17. Bd., Nr. 212, 22. 10. 1898, S. 54-57.
50] Holz, Werk, a. a. O. Bd. 10, S. 108.
51] Soergel, a. a. O., S. 189.
52] Holz, Werk, a. a. O., Bd. 10, S. 110.
53] Siegwart Berthold, Der sogenannte „konsequente Naturalismus“ von Arno Holz und Johannes Schlaf, Bonn, phil. Diss. 1967, S. 84.
54] Holz, Phantasus, a. a. O., S. 147.
55] Scheuer, a. a. O., S. 228.
56] Reß, Farben, a. a. O., S. 47.
57] Gerhard Schulz, Arno Holz. Dilemma eines bürgerlichen Dichterlebens. München 1974, S. 77.
58] Peter Sprengel, Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 9, 1: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870–1900. Von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. München 1998, S. 633.
59] Reß, Farben, a. a. O., S. 9.
60] Jahrbuch für Internationale Germanistik, Jahrgang XLVII, Heft 1 (2015), S. 146-148.
61] Reß, Farben, a. a. O., S. 40.
62] Inge Zöllner, Arno Holz und Paul Ernst. Der frühe „Phantasus“ und die „Polymeter“ – ein Beitrag zum Vergleich. Mainz, Magisterarbeit 1983, Bl. 22.
63] Holz, Werk, a. a. O., Bd. 10, S. 488.
64] Dirk Uwe Hansen in: www.poetenladen.de (4. 10. 2016).
65] Stolzenberg, Neues Leben (1898), a. a. O., S. 45.
66] Ebd., S. 8. (Heut früh sang ich drei Liebeslieder / über den schmelzenden Schnee / in die weiche Luft. // Mittags war ich so hungrig; / fast fielen mir die Träume in die Erbsen. / Ich stopfte. // Jetzt scheint der Mond. // Aus meinem Herzen / schreien dreihundert Kater.)
67] Holz, Werk, a. a. O., Bd. 10, S. 540.
68] S. dazu Antreten zum Dichten!, a. a. O., S. 134 f. (Auf der Schützenwiese / zwischen Menagerieen, Riesendamen und Seiltänzern, / unter sich ein Postament von Granit, / steht / „das Vaterland“. // Eine schwarze, gusseiserne Puppe mit Augen aus Fensterglas. // Bunte Papierfähnchen zu ihr hinauf / schwenken Kinder. // Würdige Herrn in Frack und Orden / schwitzen feierliche Reden. // Sie glotzt ins Leere. // Sie ist ein Riesenofen, / der uns alle verbrennen wird!).
69] Reß, Farben, a. a. O., S. 28.
70] Meyers großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl., Neuer Abdruck, Leipzig, Wien 1905–1909, Bd. 11, S. 16-18.
71] Pierers Konversations-Lexikon, 7. Aufl., Berlin, Stuttgart 1888–1893, Bd. 11, Sp. 1404.
72] Otto Julius Bierbaum, Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive, Berlin 1897.
73] Sassenbach, a. a. O., S. 32 des Faksimiles.
74] Piper, Vormittag, a. a. O., S. 284.
75] Scheuer, a. a. O., S. 227.
76] Servaes, a. a. O..
77] Barbara Glindemann, Creative Writing – zu den kulturellen Hintergründen und zum literaturwissen-schaftlichen und institutionellen Kontext im Vergleich zwischen England, USA und Deutschland, Hamburg, phil. Diss. 2000, S. 2.
78] Ebd., S. III f.
78] Ursula K. Le Guin’s Science Fiction Writing Workshop: The Altered I, hrsg. von Lee Harding, New York 1978, S. 5.
80] Ebd., S. 8.
81] Holz, Phantasus, a. a. O., S. 105.
82] Zöllner, a. a. O., Bl. 88.
83] S. dazu Antreten zum Dichten!, a. a. O., S. 137.
84] Pan, 4. Jg. (1898/99), H. 1, S. 7 f.; auch in Antreten zum Dichten!, a. a. O., S. 125).
85] Holz, Briefe, a. a. O., S. 126.
86] Reß, Arno Holz, a. a. O., S. 47 f.
87] Piper, Vormittag, a. a. O., S. 232.
88] Ebd., S. 229.
89] Paul Ernst, Entwicklungen, hrsg. von Karl August Kutzbach, München 1966, S. 306.
90] Zöllner, a. a. O., Bl. 88.
91] Piper, Vormittag (Anm.18 ), S. 215.
92] Glindemann, a. a. O., S. 56.

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