Robert Creeley: Drei Gedichte
Robert Creeley
Drei Gedichte
übersetzt von Susanne Darabas
Trauriger Rat ("Sad Advice")
Wenn es nicht Spaß macht, lass es.
Du wirst genug tun müssen, was kein Spaß ist.
So ist das Leben, wie man sagt,
keiner kommt davon ohne zu zahlen
und da du es nicht behalten können wirst
was soll’s, wer braucht’s.
Aus: Mirrors (1983)
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Religion ("Religion")
Götter die man
herausholt wie Requisiten
um die erfundenen
verkehrten Deutungen abzustützen
für Welten die Fälschungen gleichen
hinter schäbigen Vorhängen
lass nur die Betrogenen rein,
die verzweifelnden Blöden.
Erschreck die Toten
hinter der Bühne
und mit ihnen zusammen
die möglicherweise noch Lebenden.
Aus: Memory Gardens (1986)
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Fleisch ("Meat")
Blut ist an seinen Rändern
der Mann mit dem Messer schneidet hinein
der Weg hinaus ist durch die Tür zu ihm
die Bewegungen die du machst bedeuten ihm nichts
aber du kannst nicht fliehen vor ihm
es ist nichts übrig außer ihm
hast du genug von ihm
du wirst nicht von ihm loskommen
dieses Zimmer ist von ihm gesättigt
diese Luft stinkt nach ihm
deine Hände sind voll davon
dein Mund ist voll davon
warum wolltest du so viel davon
wann wirst du damit aufhören
dieses ganze Spektakel dreht sich immer noch um es
der ganze Himmel ist es
jener kleine Fleck ist es
woran du nach wie vor denken kannst ist es
alles woran du dich erinnerst ist es
alles was du je vollbracht hast ist immer es
deine letzten Worte werden es sein
dein letzter Wunsch wird es sein
Das letzte Echo es die letzte matte Farbe
das Tropfen die Spur der Makel – es.
Aus: Windows (1990)