Rafael Cadenas: o.T. (I - X)
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Foto: Vasco Szinetar
Rafael Cadenas
aus dem venezolanischen Spanisch von Geraldine Gutiérrez-Wienken und Marcus Roloff
I
Tristes anales horadan las costas.
Días torturados en medio de una ebriedad.
Encantamiento que cubre una zozobra.
Me prolongo por veredas sangrantes como dilatado
resto de legión.
II
Me entrego a estas arenas donde el brillo
rescata.
Aquí soy. Sin pensar.
III
Dones.
Lentos navíos sobre las aguas bruñidas.
Senderos que se esconden en el verdor.
Bungalows, y el acuerdo en la noche que nos
transporta.
IV
Verdes ilesos.
¿Sobrevive aquí el hondo designio?
V
En esta playa no me pregunto quién soy ni dudo
ni ando a tientas.
Claras potestades imperan aquí, ahuyentan ráfagas
de aniquilación, aúnan lo roto.
Inician.
VI
Rostros sumergidos reaparecen en la oscuridad
del cuarto.
Derrame de ayeres, dádiva inasible, náufragos.
Sin ellos me desprendo de mí.
VII
Lentitud sagrada. Hemos dejar pasar los días desde
un vasto olvido. Nos anegó la indolencia. Entregamos
las armas. El sitio duró poco.
Desheredados, el lugar se adueñó de nuestra historia.
La volvió espera.
VIII
La claridad rodea nuestro letargo. La calma
nos encuentra. Las
mareas tocan a nuestra puerta para
despertarnos.
Juntos somos anteriores a nosotros.
Para que nuestros ojos sean claros hay
exilios.
IX
¡Cuánto hemos andado!
Nuestros sentidos se enriquecieron con extrañas
donaciones. Allí la tierra nos permitía ser.
Nuestra memoria, antes adueñada, dejó de
escoltarnos.
X
Contemplo el desatado verde, la danza del
mar frente a nuestra
casa, la lluvia que lleva la miseria de la ciudad por
pasadizos
vegetales. Se aproxima la noche en Point Cumaná; aún
permanece
cierta luz, zumo de ocaso. Lejos resuenan barriles
metálicos. Se
oye un calipso en el follaje rey. No pienso. Se olvida
aquí. Es
magnífico.
(1958)
Rafael Cadenas: Obra entera. Poesía y prosa (1958-1995). Introducción Darío
Jaramillo Agudelo. Editorial Pre-Textos, 2007.
I
Öde Memoiren
zerfressen die Küste.
Qualvolle Tage
mitten im Dusel.
Ein Bann, der den
Absturz überspielt.
Ich strecke mich
in blutigen Straßen aus wie ein erweiterter
Rest der Truppe.
II
Ich gebe mich diesen Stränden hin, die das Leuchten zurückholen.
Hier bin ich. Ohne jeden Gedanken.
III
Talente.
Schleppende
Schiffe auf geschliffener Flut.
Pfade,
die sich ins Grün schlagen.
Bungalows,
und die Einigkeit der Nacht, die uns
übersetzt.
IV
Unversehrtes
Grün.
Übersteht
hier der unergründliche Entwurf?
V
Ich
frag in dieser Bucht weder nach mir noch
zweifle ich oder irre umher.
Hier
sind Kräfte am Werk, die das Peitschen des
Verfalls abwehren, das Entzweite vereinen.
Sie
kommen.
VI
Abgesunkene
Gesichter tauchen in der Schwärze des Raums
wieder auf.
Verflossenes
Gestern, unfassbares Geschenk, Schiffbrüchige.
Ohne
sie falle ich von mir ab.
VII
Hehre
Trägheit. Wir haben seit dem großen Vergessen
die Tage
verstreichen lassen. Uns hat die Faulheit ersäuft. Wir
haben
die Waffen gestreckt. Die Belagerung war kurz.
Wir
Entrechteten, der Ort hat unsere Zeit übernommen.
Er
hat Erwartungen an sie geweckt.
VIII
Ein Glanz umstrahlt unser Nichtstun. Die Flaute hat uns erreicht.
Die
Gezeiten pochen an unsere Türen, wecken uns auf.
Zusammen sind wir uns selbst voraus.
Damit wir unser Sehen schärfen, gibt es Exile.
IX
Wie
lange wir schon unterwegs sind!
Unser
Verstand bereicherte sich an bizarren
Zuwendungen.
Diese Erde hier ließ uns dasein.
Unser
Erinnern, wie früher, hat aufgehört uns zu geleiten.
X
Ich
betrachte das entfesselte Grün, das hüpfende Meer hinterm
Haus,
den Regen, der das Elend der Stadt durch die zugewucherte
Gosse
schwemmt. Über Point Cumaná bricht die Nacht herein; noch
ist
das Licht wie abendrote Schorle. In der Ferne klingen Eisenfässer.
Raschelt
da ein Calypso im Königsgerank. Ich denke nein. Man vergisst
hier.
Es ist herrlich.
Rafael
Cadenas: Klagelieder im Gepäck. Gedichte. parasitenpresse 2018, Köln (Aus dem
venezolanischen Spanisch von Geraldine Gutiérrez-Wienken und Marcus Roloff)
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