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Peter Waterhouse: Z Ypsilon X

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Jan Kuhlbrodt

Peter Waterhouse: Z Ypsilon X. Berlin (Matthes & Seitz) 2025. 1554 Seiten. 148,00 Euro (gebunden), 58,00 Euro (Taschenbuch)

Zu Peter Waterhouse
Z Ypsilon  X


Eingeklammert eine reflektierende Passage. Natürlich erinnert die Klammer an den Waterhouse’ Roman (Krieg und Welt), der vor nunmehr 19 Jahren erschienen ist.

“(Ein Jahrhundert später immer noch sprechen und redlich sein, Krieg in der Ukraine und der Außenminister -- gleichgültig welcher --, der sagt, er werde nicht beurteilen, was die Worte sagten, sondern, was die Waffen taten; waren die Worte die einzige Waffe, die sagen konnten, sie wär keine? Das einzige Gewehr, welches sagen konnte, es wär kein Gewehr?)”

Die Paradoxie des vergangenen Jahrhunderts findet sich in dieser Klammer, die zugleich eine der Gegenwart ist.
Waterhouse lesen ist eine Herausforderung. Eine allerdings, und das sei hier vorausgeschickt, der nachzugehen sich mehr als lohnt.  

Es hat eine Zeitlang gedauert, bis ich einen Gedanken zu diesem Buch fassen konnte, also einen Gedanken jenseits von Staunen und Bewunderung. Allein wie Waterhouse die Romanform aufnimmt und in einem fast Schlegelschen Sinne auf ihre Ursprünge zurückbiegt und in vielschichtiger Weise mit sich selbst konfrontiert, ist mir ein Lesefest, das anhält.
Das macht es unmöglich, die Handlung in wenigen Worten zusammenzufassen. So viel vielleicht, wir sind mit der Biografie eines Mannes konfrontiert, der im Zweiten Weltkrieg als überzeugter, zumindest überzeugt handelnder Nationalsozialist sein Leben verlor. Para-doxerweise hinterlässt er eine Sammlung Bücher, die nicht auf seine Gesinnung im Sterben verweisen. Bücher von Autoren, deren Namen zumindest für mich einen hervorragenden Klang haben, allen voran Karl Kraus und Peter Altenberg. Wie also wird man mit diesem Bildungsballast im Rücken zum Nationalsozialisten? Zumindest für mich hat diese Frage Bestand.

Im Sommer, genauer im August, verschickte der Verlag Matthes und Seitz Lesebücher, die einen ca. 300-seitigen Text enthielten, der von David Frühauf und Angelika Klammer in Ausschnitten des 1500-Seiten-Werks kompiliert war.  Das war meine erste Lektüre, und ich war natürlich affiziert, zumal sowohl Altenberg wie Kraus auch für mich frühe und in gewissen Sinn prägende Lektüren waren.  Aber die Reduktion des Romanwerks auf einige Regalmeter Lektüren der Vorfahren greift natürlich wesentlich zu kurz. Zumal sich hinter den anerkannten Verwandten auch noch unerkannte verbergen, die sich später in einem Gespräch mit Helmut und Hannelore Kohl über den Nahostkonflikt materialisieren.

Beate Tröger schlug vor, um diesen Roman - ähnlich wie seinerzeit um die “Ästhetik des Widerstands” - Lektürezirkel zu gründen. Das ist nicht allzu weit hergeholt.


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