Olga Martynova: Ich sah mich Tennis spielen
Gedichte > Gedichte der Woche
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Foto: Villa Massimo / Alberto Novelli
Olga Martynova
ICH SAH MICH
TENNIS SPIELEN
1
Ich sah mich
Tennis spielen,
der Gegner
unsichtbar,
nur die Art
seiner Schläge verriet
die Bewegungen
hinter dem Netz,
das ebenso
nicht sichtbar war.
Die Art seiner
Schläge verriet,
dass er lieber
selbst verlöre
als mich
verlieren zu lassen.
Ich wusste,
dass
weder irgendein
Gott noch seine Engel
loyal zu den
Menschen sind,
wusste also,
dass du der unsichtbare Spieler warst,
ich wurde wach,
und der Ball
kommt und kommt nicht zurück
2
Ohne Reim zu
schreiben
ist wie ohne
deinen Atem zu atmen.
Deshalb.
Deshalb kommen
diese Verse
ohne den
tönenden Punkt
des Balls an
dem Schläger
aus
Writing free verse is like playing tennis with the net down.
Robert Frost
(Schreiben ohne Reim ist wie Tennisspielen ohne Netz.)
In Olga Martynova: Such nach dem Namen des Windes. Gedichte.
Frankfurt a. M. (S. Fischer) 2024. 128 Seiten. 25,00 Euro.