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Olav H. Hauge: 25. Juli 1962

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Olav H. Hauge


 
25. Juli 1962

Mit dem Mähen fertig. Schönes Wetter, aber etwas kühler. Nun können die Früchte in Gottes Namen wachsen. Ich nehme mir nur eine Woche frei.

Heute war ich müde, doch ich habe Virginia Woolfs Essay über Sara Coleridge gelesen. Das nenne ich Schreibkunst! In solchen Leuten erkenne ich meine eigene Jugendzeit wieder! Laß mich mit diesen schönen Worten an eine eifrige Leserin enden: „Fair would mine eyes discern the future in the past!“ (Sara Coleridge). Ich mag Virginia Woolfs Essays so sehr, daß ich mir unbedingt The Common Reader besorgen muß, koste es was es wolle.

Es ist angenehm zu reisen, und dennoch –. Es ist angenehmer, zu Hause zu bleiben. Da kannst du in Frieden lesen. Nein, ich verstehe nicht, warum die Leute hierhin und dorthin reisen. Mit der Nase auf dem Asphalt Meile um Meile, das kann kein Vergnügen sein. Aber – wenn die Leute bloß das erreichen: „to brush elbows“, dann ist alles in Ordnung.

Ein Wort zur Wissenschaft. Viele Verfasser und Literaturliebhaber würden sicher Voltaire zustimmen, wenn er über die Wissenschaft sagt, daß er sie so lange liebte, solange sie nicht die Literatur überschattete. Doch nun, da sie alle Künste dominiere, könne er sie nur als eine übellaunige Tyrannin ansehen. Es war in dem Buch über Newton, wo er das schrieb.


Olav H. Hauge: Mein Leben war Traum. Aus den Tagebüchern 1904 - 1994. Übersetzt von
Klaus Anders. Berlin (Edition Rugerup) 2015. 256 Seiten. 24,90 Euro.

Rezension Jan Kuhlbrodt »


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