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Olaf Velte: Draußen in Liebspringe

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Marco Sagurna

Olaf Velte: Draußen in Liebspringe. Gedichte. Wenzendorf (Stadtlichter Presse) 2025. 78 Seiten. 20,00 Euro.

Wehrhaft im Taunus


Der Dichter Olaf Velte lebt in Wehrheim im Taunus, unweit von Frankfurt am Main. Dort schreibt er und züchtet Marinolandschafe – letzteres ist sein Familienerbe in lieb gewonnener Verpflichtung. Die Verbindung Tier – Mensch – Natur in artgerechtem Zusammenspiel aller drei Komponenten. Mit- und zueinander, »wo die frohe Mär der / Scherer / der Mädchen und Liebhaber / verklungen«. Ein Leben und Lebenlassen in der Ausgewogenheit von Arbeit und Idylle, von Nutzen und Entfaltung – eingefriedet im Aufeinanderangewiesensein. Zwischen müssen, wollen, dürfen und können. Ein Arbeitsfeld und Tummelplatz, in das bei Velte die Lyrik gehört, »diese ruhigste aller Herden«.
»Wollfett eingeranzt / Altbock angeschnauzt«, was immer zu tun ist, die Kunst braucht es trotzdem oder gerade deshalb, »du legst ab die Brille / dein spitz gewetztes / Messer«. Olaf Veltes Kunst ist die Poesie. Seine Gedichte, sie wachsen seit langer Zeit nach seiner Art. Sie bewahren „Draußen in Liebspringe“ – der Titel seines in der feinen Stadtlichter Presse erschienenen Buches ist nach einer Gemarkung benannt. Weil aus ihr im Wald einst eine Quelle sprudelte und Liebe, wurde sie so benannt. Nun liegt ihr Name verborgen unter einem Munitionslager. Als Munition für Velte. Eine Munition für Gedichte. Als Poesie, in der Olaf Velte seit den 80er Jahren uns Menschen mit Flora und Fauna verbündet. In der er sich wehrhaft dem kalten Krieg der Konsumbollwerke, der Gewerbeversiegelungen und aller Lieferketten-Logistik widersetzt.
Die ersten Gedichte seines heroischen Kampfes um Leben und Tod durfte ich 1998 kennenlernen. Velte beschickte Dirk Dasenbrock und mich für die von uns herausgegebene Anthologie „EISWASSER ECHTE BLÜTEN – Neue deutsche Naturlyrik“. 20 Velte-Bücher sind inzwischen zu lesen, erschienen unter anderem im Frankfurter Dielmann Verlag sowie in der Buxtehuder Stadtlichter Presse, dort eingeschlagen in die aus den wunderbaren Holzschnitten von Heike Küster gestalteten Umschläge. Für das aus dem Lebensboden wachsende, in Text gebrachte Erstaunen – »in einem Gekicher wandern auch / die Schafe vorüber steil auf das / offene Stalltor zu – den taubstummen / Viehhüter im Schlepptau.«


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