Natascha Huber: Spiegelränder
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Natasha Huber
Spiegelränder
Dieser Körper benötigt ein Phonem
für kaltes Wasser, die Dursichtigkeit blauer Venen über der Brust:
Ein Fluss ohne Namen. Irgendwo zwischen Kehle und Schlüsselbein
Druckstellen, Überreste eines vergeblichen Horchens. Jedes Rauschen
ein Versteckspiel unter der Kuppel deiner Ohren. Vielleicht ist diese Muschel-
berührung von Sicherheit, Gewissheit. Ein ausgefeiltes Tunnelsystem, ähnlich
durchdacht wie nie Ausgesprochenes. Ich erinnere mich:
Temperaturunterschiede, Bewegungsmodelle, Farbabstufungen,
jeden Sommer die verwehten Gardinen, ein Sonnenhaus
- in deinem Kopf weit geöffnete Fenster. Hätte ich gekonnt, ich hätte
dir von Lacan erzählt, meine Gedanken und ihr Bilderrahmen
taumelnder Rand: Wie deine Finger noch immer Rätsel raten
inmitten tellerschwerer Zerbrechlichkeit.