Michael Spyra: Zwei Gedichte
Montags=Text
Michael Spyra
Zwei Gedichte
gebräuchlich
Im Bad, im Spiegelschrank, die Medizin,
seit Wochen, jeden Abend 40 Tropfen,
vom klaren, unscheinbaren Kodein,
mit einem Finger sanft herauszuklopfen.
Seit Wochen, jeden Abend 40 Tropfen,
die Kindersicherung, der Schraubverschluss.
Mit einem Finger sanft herauszuklopfen,
an manchen Abenden auch 40 Plus.
Die Kindersicherung, der Schraubverschluss,
der bittere Geschmack, die Apathien,
an manchen Abenden auch 40 Plus,
ein warmer Regen auf dem Baldachin.
Der bittere Geschmack, die Apathien,
sind allesamt dem Fläschchen anzuzopfen.
Ein warmer Regen auf dem Baldachin.
Die Tropfen die den Tropfeinsatz verstopfen,
sind allesamt dem Fläschchen anzuzopfen.
mit einem Klaps heraus, der kurze Guss,
die Tropfen, die den Tropfeinsatz verstopfen,
der halbe Schnaps, der bittere Genuss.
Mit einem Klaps heraus der kurze Guss,
vom unscheinbaren, klaren Kodein,
der halbe Schnaps, der bitterer Genuss,
im Bad, im Spiegelschrank, die Medizin.
seit Wochen, jeden Abend 40 Tropfen,
vom klaren, unscheinbaren Kodein,
mit einem Finger sanft herauszuklopfen.
Seit Wochen, jeden Abend 40 Tropfen,
die Kindersicherung, der Schraubverschluss.
Mit einem Finger sanft herauszuklopfen,
an manchen Abenden auch 40 Plus.
Die Kindersicherung, der Schraubverschluss,
der bittere Geschmack, die Apathien,
an manchen Abenden auch 40 Plus,
ein warmer Regen auf dem Baldachin.
Der bittere Geschmack, die Apathien,
sind allesamt dem Fläschchen anzuzopfen.
Ein warmer Regen auf dem Baldachin.
Die Tropfen die den Tropfeinsatz verstopfen,
sind allesamt dem Fläschchen anzuzopfen.
mit einem Klaps heraus, der kurze Guss,
die Tropfen, die den Tropfeinsatz verstopfen,
der halbe Schnaps, der bittere Genuss.
Mit einem Klaps heraus der kurze Guss,
vom unscheinbaren, klaren Kodein,
der halbe Schnaps, der bitterer Genuss,
im Bad, im Spiegelschrank, die Medizin.
Die Entdeckung einer Frau an einem kalten Nachmittag
Die Frau geht in den kalten Nachmittag,
Novembernachmittag, der sehr gewaltsam
hereingebrochen war und unaufhaltsam
von Osten kam, und nimmt ihn in Beschlag,
an einem Faden, einem Zwirn, der Schnur
und hinterlässt dabei im Schlamm die Spur,
die immer auch entlang des Abends führt,
bisweilen in der Dunkelheit verschwindet,
und sich am Rand des Mittags wiederfindet,
und schreitet sehr bedacht und ungerührt,
umläuft ihn dann erneut und noch einmal,
und jedes mal wird ihre Runde länger
und liegen ihre Fußabdrücke enger
zusammen, eine unbestimmte Zahl,
und überlagern sich, sind annulliert
und überschrieben jeweils, überschreiben
die nächsten, die genau so liegenbleiben,
Die Frau geht in den kalten Nachmittag,
Novembernachmittag, der sehr gewaltsam
hereingebrochen war und unaufhaltsam
von Osten kam, und nimmt ihn in Beschlag,
den trüben Nachmittag, der schwer und grau
verschleiert ist, umschleicht sie und erkundetden klammen Nachmittag, den sie umrundet,
an einer Leine, einem Seil, dem Tau,
an einem Faden, einem Zwirn, der Schnur
entlang umkreist sie ihn, den abgesteckten,
von Laub und Matsch und anderem bedecktenund hinterlässt dabei im Schlamm die Spur,
die immer auch entlang des Abends führt,
bisweilen in der Dunkelheit verschwindet,
und sich am Rand des Mittags wiederfindet,
und schreitet sehr bedacht und ungerührt,
umläuft ihn dann erneut und noch einmal,
und jedes mal wird ihre Runde länger
und liegen ihre Fußabdrücke enger
zusammen, eine unbestimmte Zahl,
und überlagern sich, sind annulliert
und überschrieben jeweils, überschreiben
die nächsten, die genau so liegenbleiben,
bis irgendetwas anderes passiert.