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Maurice Maeterlinck: Die Drohnenschlacht

Poetik / Philosophie > Glossen

Maurice Maeterlinck
Die Drohnenschlacht
(in: Das Leben der Bienen, 1922)


Bleibt nach dem Hochzeitsausfluge der Königin der Himmel noch klar und die Luft warm, sind die Blumen noch ergiebig an Nektar und Pollen, so dulden die Arbeitsbienen in einer Art von Nachsicht und Vergeßlichkeit, oder vielleicht aus übertriebener Vorsicht, noch eine Zeit lang die lästige und verderbliche Anwesenheit der Drohnen. Diese gebärden sich im Stocke, wie die Freier der Penelope im Palast des Odyssseus. Sie tafeln und schmausen und führen das müßige Leben von verschwenderischen und rücksichtslosen Ehrenliebhabern. Selbstzufrieden und breitspurig, wie sie sind, versperren sie die Gänge, verstopfen die Tore, stören die Arbeit, rempeln und werden gerempelt und stehen blöde und wichtig da, von blinder, gedankenloser Verachtung aufgeblasen, aber selbst mit Bewußtsein und Hintergedanken verachtet, und ohne eine Ahnung von der Erbitterung, die sich still häuft, und dem Schicksal, das ihrer harrt.
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