Matthias Schramm: dorfelegie
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Matthias Schramm
dorfelegie.
Was in Stille beginnt, mündet in Stille.
Ein Tag wie jeder andere auch.
Dazwischen liegen bräsige Häuser mit müden Fenstern,
die einen Kirchturm spiegeln.
Kühe waren noch nie etwas anderes.
Ihr Kuhsein hört einfach nicht auf.
Genau wie der Himmel aus fleur de lin!
Man spricht von Entwicklungschancen auf
zernarbten Asphaltstrecken,
während die Natur keine Integrationshilfe sucht.
Sie blüht ja ohnehin.
Es bellt hinter Zäunen,
wo doch Freiheit grenzenlos scheint,
flachgefellt oder aufgepelzt
hecheln Hunde in Heißwütigem.
Der Kleine Bäcker verkauft Eierschecke.
Im saturierten Sonderangebot
gibt es Blätterteig als Bouffant.
Per Du is(s)t man umsonst.
Nur eine Straße führt in das Nirgendwo
und niemand will wissen, wohin.
Wer aufhören will, kommt hierher.
Der Wind legt die Wiesen schachmatt,
während süßes Kareishu unmerklich
sich um Lilien schleicht: Grabbusiness.
Es scheint kein Problem zu sein!
Nur die Lerchen sind willkommene Mänaden.
Zu Smetana isst man Donauwellen,
oft ist es weniger großstadtbegeistert als woanders
und die Nacht beginnt wie der Tag
fast in trauriger Fülle.
Matthias Schramm - Geb. 1985 in Schlema / Erzgebirge, lebt dort in der Nähe in Hartenstein. Ausbildung zum Klavier- und Cembalobauer, Wirt-schaftsinformatiker und zum Physiotherapeuten. 2013-2016 an der Hoch-schule für Grafik und Buchkunst / Academy of Fine Arts Leipzig (HGB). 2024 Nominierung zum Ulrich-Grasnick-Lyrikpreis. Bitterblumen ist sein Debütband im Verlag der 9 Reiche.
