Matthias Maaß & Rainer René Mueller: Les Très Belles Heures
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Jan Kuhlbrodt
Matthias Maaß & Rainer René
Mueller: Les Très Belles Heures. Zwölf Monatsblätter & zwölf Gedichte.
Heidelberg (ARTTRD Wilhelm Kampik) 2025. 39 Seiten. 28,00 Euro
Zu "Les Très Belles Heures de Matthias
Maaß & Rainer René Mueller"
nach Art eines Stundenbuchs mit
zwölf Monatsblättern & zwölf Gedichten nebst Vor- & Nachsatz
Es ist ein Heft mit 12
Reproduktionen von Arbeiten des bildenden Künstlers Matthias Maaß und 12
Gedichten von Rainer René Mueller. Naturgemäß, also auf Grund der Klammerung,
öffnet sich das Heft direkt in der Mitte und man stößt links auf eine
Kreidezeichnung mit Gesichtern und winkenden Händen, die einen Ausdruck von
Hilfsgesuch bis zu resigniertem Abschied vermitteln. Auf der rechten Seite das
Gedicht „... mäßig bewegt“: Der Titel ist eine in der Musik übliche Anweisung,
und der Text hebt mit einem Zitat des Komponisten Anton Webern an, das mit den
Worten „der Gedanke ist verteilt im Raum, ...“ beginnt.
Muellers Text danach lässt in
reduzierter Sprache den Moment physischer Auslöschung, Vernichtung aufscheinen.
Historische und politische Bezüge stellen sich ein.
Dennoch klang in mir die Erinnerung
an Anton Weberns „6 Bagatellen für Streichquartett“ an, die in ihrer Kürze eine
eindringliche Klarheit vermitteln.
Angesichts der künstlerischen Qualität sowohl der vor-liegenden bildnerischen Arbeiten als auch der Gedichte verbietet sich die Frage nach dem Illustrativen, vielmehr drängt sich der Begriff der Illumination in die Gedanken, ja, die Arbeiten illuminieren sich wechselseitig, ohne den unmittelbaren Aus- und Eindruck je der gegenüberliegenden zu verwischen.
Das Auge folge der Hand, sagt Deleuze in seinen Vor-lesungen über die Malerei, das scheint mir hier auf zweifache Weise bestätigt; einmal hinsichtlich der von Maaß angewandten bildgebenden Techniken (Tuschezeichnung, Aquarell, Kreidezeichnung et al) und einmal hinsichtlich der Texte.

Mueller hat einen seiner Gedichtbände einmal mit geschriebes betitelt (2018, geschriebes. selbst mit stein). In diesem Wort klingt zumindest für mich das Manuelle noch an. Schreiben als körperliche Tätigkeit. Und die Zurichtungen der Körper drängen sowohl in den Text, als auch ins Bild.
Im Nachwort erwähnt Mueller Goyas Capriccios und verweist damit auf eine Tradition der Darstellung geschundener Körperlichkeit, gesellschaftlicher Zurichtung und seelischer Be-drängnis.