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Markus Hallinger: März 2018

Gedichte > Zeitzünder

Markus Hallinger

März 2018
 

Eine eisige Wolke zieht sich zusammen. Das Wetter schlägt um.
Es friert in ganz Europa. Frosttage  - Italien hat gewählt.
Ein Spiegel, von dem, was auch uns blühen könnte.
Die Decke, die uns schützen soll, verrutscht immer weiter. Sie wärmt nicht mehr
und ist aus der Mode. Weg damit, heißt es, altes, zerschlissenes Zeug.
Es ist uns langweilig geworden. Die Abgründe,
in die wir schauen, reizen zum Sprung.
Mit welcher Lust schauen wir hinein!
Bosheit und Niedertracht haben in den Parlamenten Platz genommen
und schwingen ihre zerstörerischen Reden.
Vielleicht ist es zu wenig im Angesicht der Gefahr, in der wir schweben,
wenn ich sage, dass alles, woran wir glauben, kippen könnte. Vielleicht kippt es bereits.
Die Abmachungen, die als unkündbar galten, stehen in Frage.
Verträge gelten nichts mehr. Die Erinnerung steht zur Disposition.
Erinnerung, heißt es, hemmt die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.
Jeder habe das Recht auf Vorteil und Nutzen zu schauen. Das sei normal.
Aber wer sind wir ohne Vergangenheit?
73 Jahre sind eine lange Zeit, und es lebt fast niemand mehr, der sich erinnern könnte.
Meine 91jährige Mutter sagt: eine kurze Zeit. Schnell vergangen. Und weiter: es fänden
sich heute wieder genügend Leute, die ein Konzentrationslager betreiben würden.
Ist das zu hart ausgedrückt?
Auf jeden Fall mit Bitterkeit.
Sie ist eine alte Frau, und bringt alles durcheinander. Sie mischt Gegenwart
                                                                                                                         und Vergangenheit.
 
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