Markus Hallinger: Bemerkungen zu Gunnar Sohn: Jenseits der Sprache
Diskurs/Kommentare > Diskurse > Kommentare
0

Markus Hallinger
Bemerkungen zu
Gunnar Sohn: Jenseits der Sprache
Es geht ein Riss durch die Welt. Ein Riss, der schon zur Zeit Büchners
wahrgenommen wurde und über dessen Schlund eine andere/neue Art Dichtung
entstehen konnte. Wir sehen uns nicht nur diesem Abgrund gegenüber, uns
schwindet zunehmend das emotionale Verständnis von Sprache, wir reden
aneinander vorbei. Unsere Gemeinsamkeiten sind in Auflösung begriffen. Die
Gesellschaft, wie es heißt, ist fragmentiert. Literatur fand immer einen Weg an
die Gesellschaft anzuknüpfen, war häusliches Biedermeier, Lehrstück, Schock,
Ohrfeige, Sprachgemälde usw.…. Immer jedoch unter der Voraussetzung, dass die
Sprache am Gegenüber andocken konnte, Worte etwas auslösen, weil eine ähnliche
Sprach- und Lebenserfahrung vorhanden ist; Aus Lebenswirklichkeit und Bildung
wächst das Brot, das auf dem Tisch liegt, das harte Brot der Arbeit, die
christliche Speise der Gemeinsamkeit, das Brot der Armen, das Abendbrot der
Gespräche usw. …
In der Beschleunigung, die wir erleben, kommt Erfahrung nicht vor. Diese Beschleunigung
ist der Trigger, der einen neuronalen Impuls auslöst, das Treibmittel, der
Zucker der kapitalistischen Gier, macht süchtig und lässt nur Reflexe zu.
Quellenkunde
Da war doch die Sprache,
die alles verlangsamt
Orte und Zeiten ausbreitet und zusammenführt
auf einem Blatt Papier
mit Wasserzeichen.
Ein Denken, das gegen das Licht gehalten
transparent wird.