Maria Orlovskaya: Drei Gedichte
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Maria Orlovskaya
Drei Gedichte
Hel(l)sinki
Ich habe immer noch diesen Traum,
von dir
Deiner Essenz
Aufgelöst in dieser Stadt, die du Heimat nanntest.
Aufgelöst in dieser Stadt, die du Heimat nanntest.
In den Bus einsteigend spüre ich
dich
Um mich
Um mich
Verfolgend das, was die Scham noch
nicht gefressen hat.
Was in mir blieb,
nach dir
Eine Kälte, die nun angewachsen ist.
nach dir
Eine Kälte, die nun angewachsen ist.
Aussteigend weiß ich, kenne ich
diese Stadt
In mir
Eine Landschaft gemalt mit Farben
Unsichtbar
für mich
Wenn
ich erwache.
Hel
II
Wir liegen in den Tannennadeln
Deine
Lederjacke unser Laken.
Sie riecht nach tiefem
Zigarettenrauch
Der
an schwarze Kirschen erinnert.
Deine schläfrige Hand auf meiner
Die
breite Narbe darauf.
Die Kronen über uns, so grün
Öffne ich die Augen, sehe ich
Ich liege in uringelben Laken
Die
Gurte mein Kissen.
Sie riechen nach Desinfektionsmittel
Das
mich an milchiges Blut erinnert.
Eine feste Schnalle auf meiner Hand
Die
schlanke Wunde darauf.
Die
Lichter über mir, zu grell.
Und ich
frage euch, immer wieder, könnt ihr nicht einmal menschlich lieben?
Dieselbe Liebe
Eins nach dem anderen wiederholen wir immer wieder
Dieselbe Liebe
Die niemals war.
Eins nach dem anderen kopieren wir immer wieder
Dasselbe Dokument
Ohne Tinte.
Eins nach dem anderen schenken wir immer wieder
Dasselbe Lächeln
Ohne Ton.