Maria Josep Escrivà: cullen mores / es werden brombeeren gepflückt
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Foto: Alex Oltra
Maria Josep Escrivà
cullen mores / es werden brombeeren gepflückt
Übertragen von Àxel Sanjosé
1
caminar.
una frase. despullat
alfabet.
un fragment de veu
rescatat
del silenci. laconisme
del
dir. tot
allò
que callem mentre
el
temps rossola per damunt de l’herba.
2
adeu al temps
de
badar. algú
que
m’acompanye al bosc.
3
heura,
falzia
de pou,
llengua de cérvol.
música
d’aigua
a
l’obaga de l’ànima:
ikebana
de mots.
[...]
6
des del
tren he confós
unes
espigues amb dues perdius.
però
qui és
qui en
el desig de qui
vol
veure?
7
una
parra el meu cel. verd
i
arrelat a la terra.
[...]
10
S’estimava més guaitar, tot ençà,les menudes coses coneixents.Víctor Català
cullen
mores.
els dits tacats, la roba
que se’ls enganxa
als esbarzers. la vida
aferrada a aquell riure
regalat, tant
sí com
no.
11
serra
amunt
tot
resseguint el rastre color porpra
que
deixa la vesprada.
serra
amunt
on allò
que m'espera desmenteix
la mesquinesa d’aquest
món.
12
des
greuge
quan la
bellesa és
lúcida
rèplica
al
desconsol.
1
gehen. ein satz. nacktes
alphabet. ein bruchstück von
stimme,
geborgen aus dem schweigen. lakonie
des sagens. alles
was wir
verschweigen während
die zeit
hinabgleitet über das gras.
2
vorbei die zeit
des
herumstehens. jemand
möge mich
in den wald begleiten.
3
efeu,
brunnen-
farn, sprache der hirsche,
farn, sprache der hirsche,
musik des
wassers
im
schattenraum der seele
ikebana aus
wörtern.
[...]
6
vom zug aus
habe ich
einige
ähren mit zwei rebhühnern verwechselt.
aber wer
ist
wer in dem
verlangen desjenigen,
der sehen
will?
7
eine
weinlaube mein himmel. grün
und mit der
erde verwurzelt.
[...]
10
Mir war es lieber, ganz diesseitsdie kleinen wissenden Dinge zu betrachten.Víctor Català
es werden
brombeeren gepflückt.
die finger
befleckt, die kleidung,
die an den
sträuchern
hängen
bleibt. das leben
klammert
sich an jenes geschenkte
lachen. so
ja wie
nein.
11
hinauf ins
gebirge,
der
purpurnen spur folgend,
die der
abend hinterlässt.
hinauf ins gebirge,
wo das, was
mich erwartet,
die
armseligkeit dieser welt
verleugnet.
12
genug
tuung
wenn
schönheit
die lichte
antwort ist
auf
untröstlichkeit.
Aus:
Maria Josep Escrivà: L’alegria de l’oblit. Barcelona: Edicions 62, 2025
Maria Josep Escrivà (el
Grau de Gandia, 1968) ist eine valencianische Lyrikerin. Vor dem aktuellen
Band, aus dem dieser Gedichtzyklus stammt, sind sechs Gedichtbände von ihr
erschienen, darunter Flors a casa (2007, ausgezeichnet mit dem Premi
Jocs Florals de Barcelona) und Sempre és tard (2020), das mit dem
Kritikpreis für Dichtung auf Katalanisch ausgezeichnet wurde, außerdem eine
Anthologie ihrer Gedichte aus drei Jahrzehnten unter dem Titel La casa sota
la lluna (2023). Escrivà hat ebenfalls zwei Bände mit Erzählungen
veröffentlicht sowie Literaturkritik in verschiedenen Medien. Gedichte von ihr
sind auch ins Baskische, Englische, Französische, Italienische, Kroatische, Slowenische
und Spanische übersetzt worden.