Direkt zum Seiteninhalt

Magdalena Jagelke

Gedichte > Gedichte der Woche




Chevalier


Wasser fließt, liebt euch.

Die Mesdemoiselles tragen Häubchen, Négliges. Monsieur lässt sie zu sich bringen zur Wiese. Das Innere der Kutsche ist Raupenarbeit, Seide. Die Mesdemoiselles lächeln. Monsieur spielt diner.

Ein Instrument erklingt. Die Mesdemoiselles seufzen. Marmor kühlt die Körper. Monsieur rezitiert.

Die Gezierte, die Forsche, die Niedliche, die Kecke, die Durchtriebene. Und Alkohol nach der Oper.

Monsieur bestellt Pfeffer Austern, sagt, in Stimmung bringen die Körper.

Madame hat ihren Körper ausgestattet mit Schleifen, Ringen, silbrigen Federn. Monsieur hat sie erkannt, umarmt, er küsst sie. Er reicht ihr unter der Tafel Zettel.

Madame als Nonne, Monsieur als Pater, singen der Venus eine Messe.

Karyatiden, laterna magica.

Faun und Nymphe. Madame trägt Schärpen, Monsieur ein Höschen aus Ziegenfell.

Oder nackt an die Tafel. Die Körper atmen kurz, küssen sich.

Monsieur lässt das Fräulein zu sich holen. Er liebt es, weil ihr Körper glänzt. Weil ihre Lippen ihm Wunder zureden, sein Magen rotiert, wenn er es umarmt.

Schwarzer Streifen Wald, ein Geheimnis steckt im Nebel über dem Wald.

Fisch gilt als kalt. Venusbrüste nicht. Sellerie in der Form von Po.

Pimmelchenkuchen, Liebesborn, Apfelhälften davon rechts und links.

Ist Monsieur im Dorf, soupiert er mit Milchmädchen, jagt das Haar der Wäscherin, spielt Blindekuh.

Madames Frisur türmt sich zum Flöhe- Blumenturm. Sie fordert ausschließlich schönste Blumen. Solche, die blenden, dass der Magen schmerzt, Tröpfchen sich formen an den Pupillen.

Fleur flos Flamme. Girlanden in Plumpsklos.

Die Aussicht machen Schwäne. Zwei Schatten auf See. Zwei lange helle Hälse. Köpfe, die gesenkt sind.

Den Göttern die Tempel und den Liebhabern. Monsieur Mademoiselle im Taubenhaus.


Magdalena Jagelke: Chevalier, 2013. Entstanden als Notiz beim Lesen von Choderlos des Laclos'
"Gefährliche Liebschaften".



Zurück zum Seiteninhalt