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Luis Garcia Montero: Heimatloses Lied

Gedichte > Gedichte der Woche
Luis García Montero:
Heimatloses Lied
übersetzt von André Bastian


Canción desalojada

Sí,
tú conoces la tarde que se cae
por ley de gravedad de quien la mira.

Y conoces su luz,
devaluada, fría,
como un cristal sin ánimo.

Oyes que son las siete.
Desde la superficie metálica del mundo,
todo está envejecido.

Porque la tarde cae
como una forma de sabiduría,

y es también una edad,
una balanza fatigada,
donde la vida empuja más que el peso de un sueño.

Y va la tarde todavía
cayendo más aún, más tristemente,
con ese desmayado color de las preguntas
sin respuesta,
que es el color del tiempo,
el color de vencidos autobuses
cruzando la ciudad.
                              Son como tardes
y arrastran viejos su pintura ambigua.

Por eso estás de espaldas,
mirando hacia el vacío como todos,
desventurado, anónimo,
en medio de la espera que conduce
tus pasos a la noche:

y ya no sabes
si será la noche

una forma difícil de la luz,
una interrogación desalojada
o simplemente soledad y frío.


Heimatloses Lied

Ja,
du kennst den Abend, der über dem, der ihn
betrachtet, aus purer Schwerkraft einbricht.

Und du kennst sein Licht,
entwertet, kalt,
wie mutloser Kristall.

Du hörst die siebte Stunde.
Seit der Oberfläche dieser Erde aus Metall
ist alles alt geworden.

Denn der Abend bricht herein
wie eine Form von Weisheit,

und er ist ebenfalls ein Alter,
eine erschöpfte Waage,
wo das Leben stärker als eines Traums Gewicht nach unten strebt.

Und es bricht der Abend noch
ein Stück weit mehr herein, noch ein bisschen trauriger,
nimmt diese ohnmächtige Farbe aller Fragen
ohne Antwort an,
welche die Farbe der Zeit,
die Farbe altersschwacher Autobusse,
die die Stadt durchkreuzen, ist.
                                              Spät wie der Abend tragen sie
schwer an ihrem zweifelhaften Lack im Alter.

Deshalb bist du abgewandt
und schaust wie alle in die Leere,
unglücklich, namenlos,
inmitten ständiger Erwartung, die deine
Schritte in die Nacht hineinlenkt:

und weißt schon nicht mehr
ob die Nacht wohl

eine mühevolle Form des Lichts,
ein heimatloses Fragezeichen
oder einfach Einsamkeit und Kälte ist.


In Luis García Montero: Die Zeit ist kein Fluss. 63 Gedichte. Spanisch / deutsch. Aus dem Spanischen von André Bastian. München (APHAIA Verlag) 2021. 251 Seiten. 19,00 Euro.


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