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Leonardo da Vinci: Beschreibung der Sintflut

Theater / Kunst > Kunst
Leonardo da Vinci
Sintflut und Untergang der Welt

Kapitel "Darstellung der Sintflut"
(Windsor 12665 r.)


Zuerst soll der Gipfel eines steilen Berges dargestellt werden, mit einigen Tälern um seine Basis herum, und an seinen Hängen soll zu sehen sein, wie die Erdrinde, zusammen mit den feinen Wurzeln kleiner Büsche, abbröckelt und große Teile der umstehenden Felsen freilegt; ein solcher Erdsturz soll verheerend herabfallen; in seinem stürmischen Laufe soll er die gewundenen und knorrigen Wurzeln der großen Bäume treffen und bloßlegen und diese selbst umbrechen. Und die Berge, die nun kahl werden, sollen die tiefen Spalten zeigen, welche durch die alten Erdbeben in ihm aufgerissen worden sind; und das Terrain am Fuß der Berge sei zum großen Teil überschüttet und bedeckt durch die Überreste der Büsche, die von den Abhängen der hohen Gipfel der genannten Berge herabgerstürzt sind, und dieses Holzwerk sei vermischt mit Schlamm, Wurzeln, Baumästen, dazu mit Blättern, die sich im Schlamm, in der Erde und in den Felsen verfangen haben.
    Und der Schutt einiger Berge soll in die Tiefe einiger Täler gestürzt sein und gegen das angeschwollene Wasser seines Flusses einen Damm bilden, der aber schon eingerissen ist, so dass der Fluss mit gewaltigen Wellen dahinbraust, deren größte die Mauern der Städte und Dörfer in dem Tale treffen und zerstören. Und der Einsturz der hohen Gebäude in der genannten Stadt soll viel Staub aufwirbeln; das Wasser soll in der Gestalt von Rauch in die Höhe steigen, und die ineinandergeballten Wolken sollen gegen den fallenden Regen zu treiben.
    Aber das gestaute Wasser soll in dem Becken, in dem es eingeschlossen ist, herumwirbeln, und es soll mit kreisenden Strudeln gegen verschiedene Gegenstände anprallen und mit der schlammigen Gischt in die Höhe springen, dann wieder herabfallen und das getroffene Wasser in die Luft spritzen lassen. Und die kreisenden Wellen, die von der Stelle des Anpralls fliehen, sollen dank ihrem Antrieb quer hinüberströmen, hinweg über die andern kreisenden Wellen, die sich in der Richtung gegen sie bewegen, und, wenn der Zusammenprall erfolgt ist, sollen sie in die Höhe steigen, ohne sich ganz von ihrer Basis zu lösen.


Szene der Sintflut.
Schwarze Kreide. Windsor 12377.


Die Wellen des Meeres, das gegen die Abhänge der angrenzenden Berge anschlägt, sollen mit Geschwindigkeit gegen den Rücken dieser Berge schäumen und, wenn sie wieder umkehren, mit der nächsten Welle zusammenprallen, die eben ankommt und dann, mit lautem Tosen kehren sie in einer großen Überschwemmung zum Meere zurück, woher sie gekommen. Ganze Völkerscharen, Menschen und allerlei Tiere, sah man, die vor dem Ansteigen der Sintflut zu den Gipfeln der Berge hinflüchteten, in der Nähe der genannten Wasser.
    Wellen des Meeres bei Piombino, ganz aus schäumendem Wasser.
    Vom Wasser, das hochspritzt; von den Winden in Piombino.
    Wirbel von Winden und Regen mit Ästen und Bäumen, die durch die Luft fliegen.
    Ausschöpfen des Wassers, das in die Boote regnet.
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