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Lea Matusiak: Drei Gedichte

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Lea Matusiak

Drei Gedichte


neben dem vorhang ein raum

geister spiegeln sich an den wänden
sie tanzen auf händen und tanzen sich aus
tupfen die fenster ab mit ihren hüllen
zupfen an klinken und türen und schnüren
und lachen sich in dein fäustchen, ins
nähkästchen deiner mutter, in deinen nachttopf
einen gegenstand lachen sie aus, einen anderen
umtanzen sie, einen dritten lassen sie verschwinden
kurzerhand, ohne suche siehst du er ist fort
spuk total dieses spektakel, kassieren sie eine dose
in der butter befinden sich spuren und das sind nicht deine
in der tapete ein japsen, ein jauchzen, ein kringeln
vor lachen setzt dir das herz aus vor zaudern
schiebt sich ein bild in ein fach, das nicht frei ist
neben dem vorhang ein raum und ein schwung
von draußen hallt noch ein jubeln
ein schub und ein hauch und draußen sind sie auch



blickfang

eine stimme
flüsternd herangetragen
wind an deiner
schläfe, frage
ein zeichen an den
grenzen deiner iris

schlägst nieder
die blauen tupfen
ordnest, sortierst eine
schwelle zu den
rändern hin
fort von dir

deine stimme
sucht ein signal
eine schlaufe, ohne
griff, welche
dein blick niemals
fassen kann



schalenfrüchte

schiebst du das ende deiner kappe herunter, fällt
da ein vogel heraus, der fällt auf dein beet unter
deinen schuhen tritt sich die erde fest und eine
hülse der schalenfrüchte, auf denen du stehst wie
gestern im regen, nur da war der kern nicht mehr
in der hülse, eine trockene bruchstelle, die sich
zwischen den händen zerfasert, brichst ab, einer
bleibt liegen, deine mitte schwankt, während der
vogel weiter fällt und er fällt in die erde, unter den
samen, der die früchte hervorbringen könnte
unter die erde, unter das wasser, unter den kern


Lea Matusiak wurde 1994 in Darmstadt geboren und lebt dort. 2012 erhielt sie als erste Preisträgerin den Jungen Lyrikpreis Darmstadt. 2025 auf der Shortlist des Bonner Literatur-preises (Herbst). Ihre Gedichte erschienen in Anthologien und Literaturzeitschriften, zuletzt in “Und man hört sie doch.” von Martina Weber (hochroth Heidelberg, 2025) sowie in “erostepost” (#68, 2024) und in “oda” (2/2024).
2012/2013 Teilnahme an der Darmstädter Textwerkstatt unter der Leitung von Kurt Drawert. Seit 2020 Teilnehmerin der „Literaturwerkstatt in Darmstadt“ unter der Leitung von Martina Weber.

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