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Kristian Kühn empfiehlt "Etidorhpa oder das Ende der Erde" von John Uri Lloyd

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03. 05. 2023

Kristian Kühn empfiehlt
John Uri Lloyd
„Etidorhpa oder das Ende der Erde“

Immer wieder fällt einem die Sehnsucht auf die Zehe. Manchmal fällt sie auch vor die Zehe. Und schon setzt die Kraft der IMAGINATION wieder ein, die man verstaut hatte in die unterste Ebene – weil immer etwas Wirklichkeit gefehlt hat, meine Sehnsucht war zwar anwesend und hat mich mitbestimmt, aber nur in einer Parallelwelt, einer Hohlwelt, die nur in den Wünschen da war, nicht in der Tat. Der Realität fehlte alles, was treibt, was voranbringt, Energie jeder Art, der Elan einer stabilen Projektion.

Ich musste die Realität erst aktivieren, bevor ich Einfluss auf sie nehmen kann. Zurechtrücken, vom Focus aus, mich zum Mittelpunkt hinunterbegeben, die Zerrissenheit überwinden. Die Zerrissenheit zwischen Unterwelt und Wachheit. Den gigantischen Schlafbaum erkennen, da haben wir ihn: ICH BIN DER MANN, sagte das Phantom, das löchrig wird, wir alle, wer auch immer, könnten diese Figur sein, die einen Verrat an Freunden, an der Gemeinschaft begeht, dadurch zu einer Art Bestimmung gebracht wird, alt und gebrechlich - wie Odysseus vor seiner Heimkunft – einst gemacht von der Göttin, dass nicht einmal die Nächsten den Ursprung der Metamorphose erkennen können, und dann ab in die Nachtwelt, ins Labyrinth der Höhlen von Kentucky, und weiter, immer tiefer – durch Knollen, Polypen, Pilzkreaturen, unsterbliche Tentakelwesen, die keinen Verkehr brauchen, um zu wachsen – in eine andere Welt, wörtlich down under, an deren Ende eine utopische Etidorhpa, die entgegengesetzte Aphrodite, sich den Ankommenden offenbart.

Ein wüster Schmöker von einem gelehrten Apotheker geschrieben mit viel rhizomatischer Visionskraft aus Steam Punk und Pilzwissen. Ein Geheimtipp seit langer Zeit. Immer-während wohl.
Projektionen: Mervyn Rowe
Diverse Ausgaben
John Uri Lloyd: Etidorhpa oder das Ende der Erde. Roman. Mit Illustrationen von J. Augustus Knapp. (Übersetzer unbekannt, auch in anderen deutschen Ausgaben seit 1896.) Graz (Edition Geheimes Wissen) 2017. 447 Seiten. 23,00 Euro.


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